Die WWDC, Apples Konferenz für Entwicklerinnen und Entwickler, steht ganz im Zeichen der Software. Hier dreht sich alles um künftige Betriebssysteme und deren Neuerungen. 2022 präsentierte das kalifornische Apfel-Unternehmen unter anderem einen überarbeiteten Sperrbildschirm für das iPhone, neue iPad-Programme für kollaboratives Arbeiten und eine Art Fensterputzer namens Stage Manager, der auf dem Mac wieder für mehr Durchblick sorgen soll. Wir haben aus der Vielzahl neuer Funktionen unsere Lieblinge gewählt. Welche das sind und warum, erfährst du hier.
Das erfahrt ihr gleich
Gar nicht so einfach, sich für eine Funktion zu entscheiden. Die Anpassungen, die Apple Jahr für Jahr präsentiert, sind so umfangreich, dass man von manchen nur zufällig erfährt, etwa dass Face ID auf dem iPhone endlich auch im Landscape-Modus funktioniert. Vorher musstest du das iPhone stets vertikal halten, um es per Gesichtserkennung entsperren zu können. Die von uns ausgewählten Funktionen sind möglicherweise nicht ganz so überraschend. Für uns aber allemal Grund genug, sich auf die anstehenden OS-Updates zu freuen.
Alles im Blick: iOS 16 erleichtert Eltern die digitale Aufsicht
An sich ist es ja eine gute Sache, wenn Kinder frühzeitig anfangen, sich Medienkompetenz zu erarbeiten, indem sie eigenständig digitale Medien zu nutzen. Aber bitte nicht zu viel, denken verantwortungsbewusste Eltern. Und auch nicht alle verfügbaren Inhalte sind schließlich für Kinder geeignet. Gar nicht so einfach also, den Medienkonsum des Nachwuchses immer im Blick zu behalten. Ich bin daher sehr dankbar für das Feature „Familienfreigabe“, mit dem Apple Eltern bei dieser wichtigen Aufgabe unterstützt. Bislang war allerdings die Konfiguration dieser Freigabefunktion etwas umständlich.
Ein gutes Beispiel ist die Einstellung der Bildschirmzeit. Bisher war es folgendermaßen: Möchte mein Kind seine Bildschirmzeit über das zugewiesene Budget hinaus verlängern, bekomme ich eine Anfrage. Dann muss ich zu den Einstellungen navigieren, um der zusätzlichen Zeit zuzustimmen. Das ist fummelig und aufwendig. Mit iOS 16 nun erhalte ich eine Anfrage auf meinem iPhone über iMessage sowie eine Pop-up-Benachrichtigung auf all meinen Apple-Geräten. Die Anfrage wird in meiner Nachrichten-App mit einem Dropdown-Menü angezeigt, das vier Optionen anbietet: „15 Minuten genehmigen“, „eine Stunde genehmigen“, „den ganzen Tag genehmigen“ oder „nicht genehmigen“. Ein Klick und die Sache ist geritzt – das spart Zeit und Nerven. Mit iOS 16 verspricht Apple, auch den Einrichtungsprozess weiter zu vereinfachen, indem bestehende Einstellungen für die Bildschirmzeit automatisch auf neue Geräte übertragen werden.
Grundsätzlich gilt, dass Kinder unter 16 keine eigene Apple ID erstellen können. Sie können somit auch nicht eigenständig Apps installieren, die Einrichtung ist den Eltern vorbehalten. So behalten sie den Überblick über die Inhalte, zu denen das Kind Zugang hat. Um die Einrichtung einfacher zu gestalten, hat Apple in iOS 16 eine Schnellstartfunktion integriert. Mit dieser Funktion kann ich altersgemäße Beschränkungen für Apps, Filme, Bücher und Musik festlegen. Diese Beschränkungen kann ich nach meiner persönlichen Einschätzung einrichten, aber auch Apple schlägt mir nun altersgerechte Beschränkungen vor, die auf dem Alter meines Kindes basieren. Das gibt mir Orientierung und erleichtert die Einrichtung. Und ebenso wie die Bildschirmzeit kann ich altersbezogene Beschränkungen nun geräteübergreifend steuern, anstatt die Einstellung für jedes Gerät einzeln vorzunehmen.
Eine weitere hilfreiche Neuerung hat Apple mit der Familien-Checkliste eingeführt. Diese Funktion enthält hilfreiche Tipps, beispielsweise wie ich die Einstellungen für mein Kind aktualisieren kann, wenn es älter wird, wie ich die Standortfreigabe aktiviere und wie ich mein iCloud-Plus-Abonnement mit allen teilen kann.
Das sind vielleicht keine bahnbrechenden Innovationen, einiges hat sich Apple eventuell sogar bei anderen Anbietern abgeguckt. Aber es sind diese kleinen Stellschrauben, mit denen Apple die Benutzerfreundlichkeit verbessert. Und selbstverständlich ist das Unternehmen aus Cupertino nicht versucht, schlichtweg zu kopieren. Vielmehr findet es immer einen Weg, neue Funktionen in seine eigene Apple-Sprache zu übersetzen. Worauf ich mich außerdem verlassen kann: Bedienkomfort und Nutzungserlebnis stehen bei Apple stets auf der Agenda, genau das zeigen diese kleinen Verbesserungen. Manchmal muss ich halt nur etwas länger darauf warten.
Der neue iOS-16-Sperrbildschirm ist was fürs Auge
Der Sperrbildschirm in iOS 16 war eines der prominentesten Funktionen in der iOS-16-Vorstellung und in meinen Augen zurecht. Viele Nutzer*innen kritisieren Apple seit Jahren, dass das mobile Betriebssystem zu statisch und nicht mehr zeitgemäß ist. Nun geht das Unternehmen auf die Kritik ein und sogar einen Schritt weiter. Apple gibt Nutzer*innen nicht nur mehr fürs Auge, sondern sogar mehr Kontrolle über das Design. Unter Apple-Designikone Jony Ive, der das Unternehmen 2019 verließ, hätten wir vermutlich lange auf dieses Ausmaß an Anpassbarkeit warten müssen.
Das Design des Sperrbildschirms in iOS 16 kann dynamisiert werden, indem sich die Farbe und sogar die Schriftart der Uhrzeit an den Stil des gewählten Hintergrundbild anpasst. Und sollte dir die Kombination mal nicht zusagen, kannst du beides nach eigenem Gusto selbst justieren. Zudem verschwindet die Uhrzeitanzeige – wie schon von der Apple Watch bekannt – auch spielerisch hinter dem Motiv des Hintergrundbilds auf Basis der Tiefenschärfe-Daten des Bildes.
Eine watchOS-Inspiration ist die Integration von „Komplikationen“, kleinen Widgets, die beispielsweise die Wetterkonditionen, Fitness-Daten oder den Terminkalender anzeigen. Ich bin gespannt, ob die Gerüchteküche recht behält und wir beim iPhone 14 ein Always-On-Display zu sehen bekommen. Die Widgets wären eine optimale Ergänzung, um wichtige Infos im Blick zu haben, ohne das iPhone ständig in die Hand nehmen zu müssen.
Für mehr Abwechslung fürs Auge sorgen auch neue dynamische Hintergrundbilder, die Animationen zu Wetter und Co. direkt auf den Sperrbildschirm bringen. Für Eltern ein absolut unverzichtbares neues Feature: Zukünftig kannst du auch Fotoalben oder Bilder von einzelnen oder mehreren Personen über den Tag verteilt wechselnd auf dem Lockscreen sehen oder auch unterschiedliche Bilder an Fokus-Modi koppeln. Komme ich beispielsweise von der Arbeit nach Hause, kann ich mir einen speziell eingerichteten Lockscreen mit Bildern meiner Kinder und private Widgets anzeigen lassen, während ich bei der Arbeit entsprechend einen Sperrbildschirm mit arbeitsrelevanten Infos sehe.
Die letzte spannende Funktion für mich ist „Live-Aktivitäten“. Diese speziellen Widgets hocken unten auf dem Lockscreen und zeigen Echtzeitdaten an. Läuft ein Fußballspiel meiner Lieblingsmannschaft, bekomme ich den Live-Spielstand angezeigt. Warte ich hungrig auf meine bestellte Pizza, sehe ich den Stand meiner Lieferung. Ich hoffe auf eine rege Nutzung der App-Entwickler*innen und dass mein Akku Live-Aktivitäten überlebt.
Klar, nicht viel ist am Lockscreen-Redesign wirklich innovativ. Man könnte fast so weit gehen und meinen, man hätte sich bei den dynamischen Design-Anpassungen von Android 12s Material-You-Design eine Scheibe abgeschnitten oder gar vom längst vergessenen webOS beeinflussen lassen. Evolution statt Revolution. Dennoch sitze ich am Ende hier vorfreudig. Der neue Sperrbildschirm macht das iPhone ein Stück lebendiger und mehr „meins“ dank der neuen Anpassungsfähigkeiten.
Endlich möglich: Nachrichten bearbeiten statt sie neu zu schreiben
Ich schreibe viel. Schon von Berufs wegen. Artikel, Mails, Notizen, Mitteilungen an Kollegen und Kolleginnen – täglich mehrere Dutzende. Zum Glück entstehen die meisten meiner Texte am Computer, getippt auf einer Tastatur. Denn sonst hätten meine Kolleg*innen viel zu korrigieren. Kurznachrichten auf dem iPhone schreibe ich schon deshalb nicht gerne, weil die Autokorrektur ständig meint, es besser zu wissen. Nein, Siri, ich habe nicht „Zulauf“ gemeint, als ich in Eile versucht habe, die Nachricht „Bin gleich zu Haus.“ auf den kleinen iPhone-Tasten zu formulieren. Meine schreibende Tätigkeit führt leider zu einem weiteren „Problem“: Ich bin sehr penibel bei Grammatik und Rechtschreibung. Jedes Satzzeichen wird akribisch gesetzt, selbst nach einem einfachen „Okay“ oder „Ja“. Das führt fast zwangsläufig dazu, dass ich die gleiche Nachricht mehrmals abschicke, um die Stilblüten auszurupfen: „Einlaufen.“, „Eindhoven!“, „EINKAUFEN! Vermaledeite Autokorrektur!“
Mit iOS 16 führt Apple endlich eine Funktion ein, über die sich mein inneres Lektorat sehr freut: das Bearbeiten von Nachrichten. Telegram bietet eine ähnliche Funktion schon lange an und auch WhatsApp testet eine Editier-Funktion in einer Betaversion bereits. Für mich zählt das nachträgliche Korrigieren abgeschickter Texte zum Besten, was iOS 16 zu bieten hat – und das trotz des coolen, neuen Sperrbildschirms. Bis zu 15 Minuten nach dem ersten Abschicken habe ich fortan Zeit, meine Zeilen zu verbessern. Unklar ausgedrückt? Schnell korrigiert. Die Autokorrektur wollte wieder witzig sein? Nicht bei mir.
Einen Haken hat die neue Funktion allerdings: Sie funktioniert ausschließlich bei iMessages – also nur, wenn mein Gegenüber auch ein Apple-Gerät nutzt. Und auch nur dann, wenn auf selbigem Gerät bereits iOS 16 installiert ist. Ansonsten bekommt der Empfänger bzw. die Empfängerin weiterhin die fehlerhafte Version angezeigt. Darüber hinaus kann ich Nachrichten nun gleichzeitig tippen und diktieren. Dafür ist der Befehl für Sprachnachrichten in die graue Zeile zwischen Tastatur und Texteingabe gerutscht. Stattdessen platziert iOS 16 an diese Stelle nun ein Mikrofon-Symbol. Tippe ich darauf, kann ich Siri meine Nachricht diktieren, die dann Wort für Wort ins Textfeld einfließt – sogar Emojis kann ich einsprechen. Derweil lassen sich Flüchtigkeitsfehler jederzeit parallel über die eingeblendete Tastatur korrigieren.
Zu guter Letzt hervorheben möchte ich das neue haptische Feedback der Tastatur, das zum Beispiel Googles Gboard schon lange beherrscht. Tastenanschläge melden dadurch spürbar die Eingabe zurück. Damit fühlt sich das Schreiben auf dem iPhone-Glas ein bisschen mehr wie auf einer echten Tastatur an, was mir schon von Berufs wegen sehr entgegenkommt.
Gemeinsame Fotos und mehr Sicherheit mit iOS 16 und iPadOS 16
Es klingt vielleicht seltsam, aber die WWDC ist für mich immer eines der spannendsten Events des Jahres. Die Vorstellung von Apples neuen Betriebssystemen zeigt mir schließlich, was ich in naher Zukunft mit meinen Geräten Neues anfangen kann. Tatsächlich ist das wieder eine ganze Menge, denn Apple zeigte spannende Funktionen. Besonders gefreut habe ich mich über die Neuerungen bei Fotos. Apple schafft es mit den kommenden Betriebssystemen endlich, eine offene Mediathek für meine Familie und mich zu erschaffen.
Das hat einen großen Vorteil: Meine Frau und ich müssen unsere Bilder nicht mehr mühsam einzeln oder gesammelt in geteilte Ordner verschieben, sondern greifen künftig einfach auf alle Medien gemeinsam zu. Das schafft am Ende mehr Übersicht, als sich immer überlegen zu müssen, von welchem Gerät nun welches Foto bereits hochgeladen ist oder eben nicht. Zudem vereinfacht Apple das Teilen innerhalb der Familie – ein willkommener Schritt.
Dazu kam noch etwas, womit ich so nicht gerechnet hatte: Apple stellt Passwörter und die Zwei-Faktor-Authentifizierung auf den Kopf. Beides ersetzen nämlich die „Passkeys“, mit denen in Zukunft eine einfache und sichere Anmeldung in Apps, auf Websites und mehr möglich sein soll. Das hat zwei große Vorteile: Das regelmäßige Ändern von Passwörtern zur Sicherheit entfällt und Phishing ist keine Gefahr mehr. Und weil die Passkeys über den iCloud-Schlüsselbund laufen, sind sie auf allen meinen Geräten verfügbar.
Was Apple so nie sagen würde, aber was natürlich eine tolle Nebenwirkung ist: Menschen, die sich bisher nicht so sehr mit dem Thema Passwort-Sicherheit beschäftigt haben, bekommen automatisch ein Tool dafür an die Hand. Das macht den Missbrauch von Accounts deutlich schwerer und ist insgesamt ein guter Versuch, Cyberkriminalität etwas einzudämmen.
Obwohl das Thema noch einige Zeit entfernt ist, will ich es nicht unerwähnt lassen: CarPlay. Apple bringt das bisher größte Update für das Feature und bricht damit bisherige Limitationen auf. Heute sieht CarPlay nämlich in jedem Auto identisch aus und läuft auf meist relativ kleinen Displays in den Fahrzeugen. Ab 2023 könnten schon die ersten Modelle zu sehen sein, die CarPlay umfangreicher in ihr Infotainment integrieren oder es sogar darauf basieren. Apps auf riesigen Displays, die Steuerung der Heizung und weiterer Fahrzeugfunktionen sind nur einige Beispiele für die anstehenden Möglichkeiten. Ich bin sehr gespannt, wie die Hersteller das neue CarPlay einbinden und in welchen Autos es zum Einsatz kommt.
Unsere
Expert*innen-Meinung
Das letzte große Update von iOS liegt schon einige Jahre in der Vergangenheit. Mit iOS 7 verpasste Apple seinem Betriebssystem zuletzt einen holistischen Neuanstrich, der optisch und strukturell vieles veränderte. Das ist nunmehr fast zehn Jahre her. Für 2022 hat sich Apple vorgenommen, stattdessen vor der Tür zu kehren und den Sperrbildschirm zu renovieren. Das war zum einen dringend nötig, zum anderen sieht das Ergebnis cool aus. Vor allem die Widgets könnten einen Mehrwert bedeuten. Klar ist vieles davon bereits lange auf Android bekannt, aber Apple lässt sich bei der Entwicklung neuer Funktionen Zeit, um sie optimal ins eigene Ökosystem zu integrieren.
Nur so ist es möglich, dass der Stage Manager sowohl auf dem Mac als auch auf dem iPad reibungslos läuft. Gleiches gilt für Handoff, das du seit 2022 auch mit FaceTime nutzen kannst. Die Funktion erlaubt den unmittelbaren Wechsel zwischen Apple-Geräten während eines laufenden FaceTime-Gesprächs. Eben noch am Mac videotelefoniert, schon führst du das Gespräch ohne Unterbrechung am iPhone weiter.
Die neuen Features der Betriebssysteme sind allesamt zwar nicht revolutionär, aber es sind die Apple-Details und die Überraschungen, die wir mit Spannung erwarten. 2022 hat uns dahingehend nicht enttäuscht. Und wer weiß, so manche*r hat die neue Version von CarPlay als Hinweis auf ein mögliches Apple Car interpretiert, das seit einigen Jahren hartnäckig kolportiert wird. Mal sehen, was findige Forscher*innen noch so in den Daten der neuen Betriebssysteme entdecken werden.
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