DIE HISTORIE DES GIGAPIXEL

Vom Startschuss über Meilensteile bis hin zu aufgestellten Rekorden  – Alles rund um den Trend der Gigapixel.

Informationen in kürze:

Größer, hochauflösender und spektakulärer. In keinem anderen Teilbereich der Fotografie werden diese drei Disziplinen extremer ausgelebt als bei der Panorama-Fotografie. Selbst zu analogen Zeiten wurde schon ein enormer zeitlicher und finanzieller Aufwand betrieben, um atemberaubend große Aufnahmen unserer Umwelt für die Nachwelt festzuhalten. Aus diesem Grund waren es damals auch in der Regel ausschließlich ambitionierte Hobbyfotografen oder Profis, die solche Panoramen anfertigten. Mit dem Einzug der digitalen Fototechnik wurde die Erstellung von hochauflösenden Panoramen allerdings deutlich leichter, denn diese konnten nun relativ einfach am Computer aus mehreren Aufnahmen zusammengesetzt werden. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis das erste Gigapixel-Bild im Internet auftauchte und damit den Startschuss für den bis heute anhaltenden Gigapixel-Boom gab.

Der Streit um das ers­te Gigapixel

Fälsch­li­cher­wei­se wird Max Lyons im All­ge­mei­nen als der ers­te Foto­graf ange­se­hen, der mit sei­nem 1,09 Giga­pi­xel gro­ßen Pan­ora­ma des Bryce Can­yon Natio­nal­parks in Utah als ers­te Ein­zel­per­son die Giga­pi­xel­gren­ze durch­bro­chen hat. Für die­sen Mei­len­stein in der Foto­gra­fie-Geschich­te setz­te er im Jahr 2003 196 Ein­zel­fo­tos mit einer Auf­lö­sung von jeweils 6 Mega­pi­xeln zusam­men. Um dies zu bewerk­stel­li­gen, muss­te er eini­ge Pro­gram­me selbst ent­wi­ckeln, da sei­ne bis­he­ri­ge Pan­ora­ma­soft­ware mit Bil­dern die­ser Grö­ßen­ord­nung nicht umge­hen konnte.

Weit weni­ger bekannt ist dage­gen, dass Jim Hel­lemn von Blue Oce­an Art bereits im Jahr 1999 ein 1,77 Giga­pi­xel gro­ßes Unter­was­ser­bild des Bloo­dy Bay Wall Koral­len­riffs auf­ge­nom­men hat. Für die über 300 Ein­zel­auf­nah­men, die für die­ses Foto not­wen­dig waren, ver­wen­de­te Hel­lemn eine her­kömm­li­che Ana­log­ka­me­ra. Die Nega­ti­ve digi­ta­li­sier­te er anschlie­ßend mit einem Trom­mel­scan­ner in einer Auf­lö­sung von 4.000 dpi. Ins­ge­samt 23 Tauch­gän­ge muss­te Lar­ry Hel­lemn damals über einen Zeit­raum von 10 Tagen absol­vie­ren, bevor alle Bil­der im Kas­ten waren. Anschlie­ßend brauch­te es dann noch wei­te­re 6 Mona­te Arbeit am Com­pu­ter, bevor das gesam­te Bild zusam­men­ge­setzt war. Im Jahr 2000 wur­de das Bild dann schließ­lich der Öffent­lich­keit zugäng­lich gemacht und im Okto­ber 2001 wur­de es sogar im Natio­nal Geo­gra­phic Maga­zi­ne ver­öf­fent­licht. Aber auch, wenn Hel­lemn in Wirk­lich­keit der­je­ni­ge war, der als Ers­tes die Giga­pi­xel-Gren­ze durch­bro­chen hat, so war es doch das Bild von Lyons, wel­ches den Stein für das welt­wei­te Giga­pi­xel-Wett­rüs­ten ins Rol­len brachte.

 

Wett­lauf der Gigapixel

Nach der Ver­öf­fent­li­chung von Lyons Pan­ora­ma stie­gen die Giga­pi­xel-Zah­len schnell an. So ver­öf­fent­lich­te die nie­der­län­di­sche Fir­ma TNO bereits ein Jahr spä­ter ein Pan­ora­ma von Delft, wel­ches das von Lyons um das 2,5‑Fache über­traf. Dar­auf folg­te im Jahr 2006 ein hoch­auf­lö­sen­des Pan­ora­ma der Pare­te Gau­den­zia­na, einem Fres­ken­zy­klus der 21 Bil­der mit Erzäh­lun­gen der Pas­si­on Chris­ti zeigt, wel­ches eine Auf­lö­sung von über 8 Giga­pi­xeln besaß. Von die­sem Punkt aus war es dann nicht mehr weit bis zur 10-Giga­pi­xel-Gren­ze, wel­che ein Jahr dar­auf mit dem 13-Giga­pi­xel-Pan­ora­ma von Har­lem fiel, wel­ches aus über 2.000 Ein­zel­bil­dern zusam­men­ge­setzt wurde.

Das Gigapixel-Panorama von Dresden wurde vom Haus der Presse aus aufgenommen und bietet einen einzigartigen Blick über die Dresdner Altstadt samt Frauenkirche, Semperoper und Zwinger.

© Frank Voll­gold / Fotolia.com. Das Giga­pi­xel-Pan­ora­ma von Dres­den wur­de vom Haus der Pres­se aus auf­ge­nom­men und bie­tet einen ein­zig­ar­ti­gen Blick über die Dresd­ner Alt­stadt samt Frau­en­kir­che, Sem­per­oper und Zwinger.

Ende 2009 berich­te­te dann fast jede Foto­zeit­schrift über die Ent­ste­hung des Welt­re­kord-Pan­ora­mas von Dres­den, wel­ches mit sei­nen 26 Giga­pi­xeln die dop­pel­te Auf­lö­sung des Pan­ora­mas von Har­lem erreich­te. Die ins­ge­samt 1.655 Ein­zel­bil­der, die für die­ses Pan­ora­ma not­wen­dig waren, wur­den von Hol­ger Schulz von afb Media mit einer EOS 5D Mark II und unter Zuhil­fe­nah­me eines moto­ri­sier­ten Pan­ora­ma­kop­fes inner­halb von 172 Minu­ten aufgenommen.

Ab die­sem Punkt folg­ten in immer kür­zer wer­den­den Zeit­ab­stän­den immer höher auf­ge­lös­te Pan­ora­men der unter­schied­lichs­ten Haupt­städ­te, die eben­falls für Furo­re sorg­ten. Das größ­te unter ihnen ist der­zeit das 320 Giga­pi­xel gro­ße Pan­ora­ma von Lon­don , wel­ches im Jahr 2013 auf­ge­nom­men wur­de. Ins­ge­samt waren drei Foto­gra­fen an die­sem Pan­ora­ma betei­ligt, unter Ihnen auch Hol­ger Schulz von afb Media. Zusam­men benö­tig­ten sie 3 Tage, um die 48.640 Ein­zel­bil­der, die für die­ses Pan­ora­ma not­wen­dig waren, mit­hil­fe von 4 Kame­ras aufzunehmen.

 

Das größ­te Giga­pi­xel ist nicht von die­ser Welt

Selbst kleine Krater lassen sich auf dem Gigapixel-Panorama des Mondes hochauflösend darstellen, denn ein Pixel entspricht gerade einmal zwei Metern in der Wirklichkeit.

© Jür­gen Fäch­le / Fotolia.com. Selbst klei­ne Kra­ter las­sen sich auf dem Giga­pi­xel-Pan­ora­ma des Mon­des hoch­auf­lö­send dar­stel­len, denn ein Pixel ent­spricht gera­de ein­mal zwei Metern in der Wirklichkeit.

Das Pan­ora­ma von Lon­don ist zwar aktu­ell das größ­te Stadt­pan­ora­ma der Welt, aller­dings ist das der­zeit größ­te Giga­pi­xel-Pan­ora­ma mehr als dop­pelt so groß. Die­ses 680 Giga­pi­xel gro­ße Foto setzt sich aus ins­ge­samt 10.581 Auf­nah­men zusam­men und zeigt die nörd­li­che Polar­re­gi­on des Mon­des in einer atem­be­rau­ben­den Auf­lö­sung. Ins­ge­samt brauch­te der Lunar Recon­nais­sance Orbi­ter 4 Jah­re (2010 — 2013) um alle Auf­nah­men zu erstel­len. Auf­grund die­ser lan­gen Auf­nah­me­zeit wird das Pan­ora­ma des Mon­des aber auch nicht als Giga­pi­xel im her­kömm­li­chen Sin­ne ange­se­hen. Es han­delt sich viel­mehr um ein Kunst­pro­dukt, wel­ches aus Auf­nah­men zusam­men­ge­setzt wur­de, die Zeit­lich weit auseinanderliegen.

 

Bis jetzt kein ech­tes Terapixel

Auch wenn eini­ge Pro­jek­te die Ter­a­pi­xel-Gren­ze bereits über­schrit­ten haben, so han­delt es sich bei die­sen Bil­dern nicht um ech­te Ter­a­pi­xel. Micro­softs Ter­a­pi­xel-Bild vom Ster­nen­him­mel und die Gesamt­heit von Goog­le Maps set­zen sich bei­spiels­wei­se aus dem Bild­ma­te­ri­al von meh­re­ren Jahr­zehn­ten und von über­all aus der Welt zusam­men. Genau wie beim Mond­pan­ora­ma han­delt es sich bei ihnen somit nicht um zusam­men­hän­gen­de Bil­der, son­dern um zusam­men­ge­setz­te Auf­nah­men von stark unter­schied­li­chen Zeit­punk­ten. Selbst das Ter­a­pi­xel-Pro­jekt der Giga­pi­xel Ltd. aus Ilmen­au ist kein ech­tes Ter­a­pi­xel. Es wur­de zwar als ein­zi­ges Pro­jekt mit her­kömm­li­cher Foto­tech­nik auf­ge­nom­men, genau genom­men han­delt es sich aller­dings nicht um ein ein­zi­ges, zusam­men­hän­gen­des Bild, son­dern ledig­lich um 59 unter­schied­li­che Blick­win­kel auf eine Dampf­lo­ko­mo­ti­ve. Die­se kom­men zusam­men zwar auf eine Gesamt­auf­lö­sung von 1,5 Ter­a­pi­xeln, ein­zeln gese­hen besitzt jedes ein­zel­ne Bild jedoch ledig­lich eine Grö­ße von 25 Gigapixeln.

 

Auf dem Weg zu immer neu­en Rekorden

Hoch­auf­lö­sen­de Giga­pi­xel-Pan­ora­men wer­den wohl auch in der nahen Zukunft nichts von ihrer Fas­zi­na­ti­on ver­lie­ren. Denn selbst das Pan­ora­ma von Lon­don hat die Gren­zen des optisch und tech­nisch mach­ba­ren noch nicht erreicht. Sieht man sich die rasan­te Ent­wick­lung der Giga­pi­xel-Pan­ora­men an, so kann man gespannt dar­auf sein, wel­che neu­en Rekor­de in den kom­men­den Jah­ren noch gebro­chen werden.