Das 21. Jahrhundert — Fotografie gehört zum Alltag
Vom „Knipsen“ bis hin zur Kunst oder ökonomischen Aspekten, das Fotografieren ist aus unserer Zeit nicht mehr wegzudenken. Bilder sagen mehr als 1000 Worte und das sehen wir täglich auf vielen Internetseiten, Social Media-Kanälen und auch in Zeitungen. Ohne Bilder wäre das moderne Leben trist und grau. Smartphones und Tablets revolutionierten die Welt der Fotografie zusätzlich und bescherten uns eine neue Art der Kommunikation. Während wir ein Bild heute in Windeseile mit einem Fingertipp oder einem Knopfdruck schießen, dauerte es noch vor 200 Jahren fast acht Stunden, bis ein Ergebnis sichtbar wurde.
Aristoteles und die Entdeckung der Fotografie
Um die Geschichte der Kamera zu erzählen, muss man bis in die Zeit der alten Griechen zurückgehen. Aristoteles gehört heute zu den bekanntesten Philosophen der Antike, da er der Menschheit mit seinen Studien und Theorien zu Gesellschaft und Zusammenleben viele Wege ebnete. Laut alten Aufzeichnungen war er außerdem der Erste, der das Prinzip der späteren Kamera erkannte. Licht, das durch ein Loch in einen dunklen Raum eintritt, wird auf der anderen Seite auf dem Kopf dargestellt. Diese Art der Projektion schrieb er in der apokryphen Schrift „problemata physica“ nieder und ebnete somit den Weg der darauf folgenden Camera Obscura, die vor allem Künstlern und Malern eine erhebliche Vereinfachung Ihrer Arbeit bescherte. Rund 1000 Jahre später werkelte auch der Araber „Alhazen“ an den ersten Versuchen einer Lochkamera, auch wenn er lediglich an der Abbildung der Natur und weniger an der von Menschen interessiert war. Konzept und Technik standen somit fest und wurden im Mittelalter weiter verfeinert.
Der Ursprung der Fotografie — Die Camera Obscura
Anfangs war die Camera Obscura kein Gerät zur Erstellung von Bildern, sondern vielmehr eine wunderbare Möglichkeit für Astronomen die Sonnenflecken und Sonnenfinsternissen ohne Gesundheitsrisiken zu beobachten. Während sie vorher mit dem bloßen Auge in die Sonne blicken mussten, konnten sie das Licht nun in der Camera Obscura einfangen und schützten sich somit vor den schädlichen Strahlen. Im 15. Jahrhundert widmete sich auch Leonardo da Vinci dem Konstrukt und fand eine ähnliche Technik beim menschlichen Auge heraus. Auch hier wird das Licht in der Linse gestreut und erst in unserem Gehirn zum korrekten Bild zusammengesetzt. Hinzu kam die Möglichkeit der Schleiferei von Glas, wodurch es den Handwerkern im Mittelalter möglich war, aufwändige Linsen für die Camera Obscura herzustellen. Das verbesserte nicht nur die Lichtausbeute, sondern auch die Qualität des erzeugten Bildes. Die erste Erwähnung des Einsatzes einer geschliffenen Linse in der Camera Obscura gab es im Werk “La pratica della persepttiva” vom Optiker und Mathematiker Daniele Matteo Alvise Barbaro.
Im 17. Jahrhundert folgte schließlich eine erste Art der Spiegelreflexkamera, wie wir sie heute kennen. Optiker und Erfinder Johann Zahn konstruierte die erste tragbare Camera Obscura, in der er einen Spiegel in 45 ° Winkel zur Linse anbrachte, der das Bild auf eine Mattscheibe darüber projizierte. Dort konnten Maler und Künstler das Bild bequem abzeichnen und beispielsweise für Gebäude oder künstlerische Werke nutzen. Ohne diese Technik wären heutige Spiegelreflexkameras nicht denkbar. Auch zahlreiche Kunstwerke aus dem Hoch- und Spätmittelalter oder der Renaissance wären ohne die moderne Technik nicht möglich gewesen, da die Projektionen oftmals als Zeichenhilfe nötig waren.
Der Durchbruch — Das erste Foto der Welt
Den letztendlichen Durchbruch erfuhren die Fotografie und die Kameratechnik im Jahr 1826 als Joseph Nicéphore Nièpce das erste Foto „knipste“. Mithilfe einer Camera Obscura bannte er das Licht auf eine, mit Naturasphalt bestückte, Zinnplatte. Den Asphalt löste er zuvor in Lavendelöl, was ihn weich und geschmeidig machte. Durch die 8‑stündige Fokussierung mittels der Camera Obscura auf der Platte entstand ein erstes Bild, während der Asphalt auf der Zinnplatte aushärtete. Nach dem Auswaschen in Lavendelöl und Petroleum fixierte Nièpce das Bild auf der Platte und machte es beständig. Leider scheiterte sein Versuch diese Methode der Öffentlichkeit schmackhaft zu machen, wodurch das Bild für lange Zeit in Vergessenheit geriet. Heute könnt ihr das Foto mit dem Titel “Blick aus dem Arbeitszimmer” in der University of Texas, die es dem Fotografen und Sammler Helmut Gernsheim abgekauft hat, im Original bestaunen. Lediglich für die Ausstellung „Die Geburtsstunde der Fotografie“ war es für ein halbes Jahr in Mannheim zu sehen.
Nièpce wollte mit dem Misserfolg seiner ersten Fotografie nicht leben und entwickelte im Laufe der nächsten Jahre weitere Verfahren zur Erstellung von Bildern. Dafür schloss er sich mit dem französischen Maler und Erfinder Louis Daguerre zusammen. Laut zahlreicher Aufzeichnungen tauschten beide im Jahr 1829 zahlreiche Briefe und Ideen über neue Verfahren aus, um bessere Techniken zur Erstellung von Fotografien zu entwickeln. 1833 starb Nièpce schließlich und hinterließ der Menschheit ein Verfahren, dass die Welt verändern sollte. Denn Louis Daguerre griff die Heliografie, wie Nièpce sie bezeichnete, auf und entwickelte mit der Daguerreotypie das erste marktreife Verfahren zum Erstellen von Bildern.
Weitere Entwicklungen — Das Daguerreotypie-Verfahren
Nièpce ebnete Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts den Weg für die endgültige Fotografie und verhalf somit Louis Daguerre zur Erfindung seines Lebens. Daguerre arbeitete nach dem Tod von Nièpce zwar mit dessen Sohn weiter an einer neuen Erfindung, doch seine eigene Erfindung war völlig anders als die seines Partners.
Basierend auf der Lichtempfindlichkeit von Silberhalogeniden konnte der Fotograf mittels der neuen Technik sogar feinste Konturen sichtbar machen. Selbst mit einer Lupe war es möglich einzelne Ebenen und Teile des Bildes zu entziffern, was bei Nièpces Technik nicht möglich war. Fotografen, die diese Technologie nutzten, polierten vorerst die versilberten Kupferplatten und machten sie durch die Einwirkung von Joddampf lichtempfindlich. Im Laufe der Zeit waren auch Brom- und Chlordämpfe ein beliebtes Mittel, da diese Chemikalien die Lichtempfindlichkeit zusätzlich erhöhten. Auf der Platte bildete sich, nach der Einwirkung der Dämpfe, Silberiodid bzw. Silberbromid. Die vorbereitete Platte setzten Fotografen in eine Box, die über ein eigenes Objektiv Licht auf die Platte fallen ließ. Darauf projizierte die Linse des Objektivs ein seitenverkehrtes Bild, das schlussendlich die fertige Fotografie darstellte. Das Bild entstand durch die Reduzierung des Silberhalogenid zu metallischem Silber. Die Entwicklung fand separat mithilfe von Quecksilberdämpfen statt. War das Silberbild zuvor noch schwarz und kaum erkennbar, so ist es nach dem Vorgang ein gut erkennbar. Durch die Ablagerung von Quecksilbertropfen an den, von Licht getroffenen, Stellen entstand nach nur 10–15 Minuten ein fertiges Bild, das sich durch eine hohe Haltbarkeit auszeichnete.
So gut die Technologie für damalige Verhältnisse war, so gefährlich war sie gleichzeitig für die Fotografen. Durch die Arbeit mit gefährlichen Chemikalien, war die Lebenserwartung der damaligen Fotografen sehr gering.
Dank des Physikers Francois Arago gelangte die Technik an die französische Regierung, die sämtliche Rechte und Patente von Daguerre erwarb. Daraufhin veröffentlichte die Regierung die Technologie und stellte sie der Öffentlichkeit, als ein „Geschenk an die Weltbevölkerung‘‘, zur freien Verfügung.
Die Talbotypie — Erfindung des Negativ-Positiv Verfahrens
Auch wenn Daguerre den Weg für die Fotografie ebnete, so war es letztendlich William Henry Fox Talbot, der die Technologie perfektionierte und es mit seiner Talbotypie erst ermöglichte, dass Fotografen mehrere Abzüge erstellen konnten. Somit war es erstmals möglich mit einem fertigen Negativ, mehrere Positive zu erzeugen. Talbot hatte die Kopie des Fotos erfunden. Da die Technik vor 1840 allerdings noch nicht ganz ausgereift war, perfektionierte Talbot Sie nach der Bekanntgabe der Daguerreotypie. Somit konnte er nachträglich die Belichtungszeiten sowie die Technologie verbessern, was sein Verfahren auf lange Sicht interessanter für die Nachwelt machte. Während die Daguerreotypie auf Silberhalogenid sowie eine Kupferplatte setzte, gelang es Talbot das Negativ auf herkömmlichen Papierblättern zu erzeugen. Um es haltbar und robuster zu machen, wachste er das Negativ ein und konnte das erzeugte Bild letztendlich auf ein weiteres Blatt Papier übertragen, wodurch das Positiv entstand.
Weiterentwicklung der Fotografie im 20. Jahrhundert
Lange Zeit setzten zahlreiche Fotografen auf die alt bewährte Technik, die im 19. Jahrhundert entwickelt wurde. Erst mit den ersten Kinofilmen sowie dem 35-mm-Format, wurde es möglich, die Fotografie auf eine neue Entwicklungsebene zu heben. Während das Bild vorher nur so groß war, wie das Medium, auf das es gebannt wurde, konnten Fotografen nun kleinere Fotos erschaffen und diese im Nachhinein vergrößern.
Der Unterschied zwischen Analog- und Digitalkamera
Auch heute ist der Begriff Analogfotografie noch in aller Munde, auch wenn die Fotografie selbst nicht analog ist, denn lediglich die Speicherung der Bilddaten kann analog oder digital von statten gehen. Aufgrund einiger Missverständnisse und Fehlinterpretationen verglichen zahlreiche Publikationen die neue Technik mit älteren Still-Video-Kameras, die Ihre Daten in Einzelbildern auf einem Magnetband speicherten und diese zu einem fertigen Video zusammensetzten. Doch die heute als Analogkamera bekannten Modelle, die Ihre Bilder auf einem Film abspeichern, nutzen im eigentlichen Sinne keine analoge Speicherung, sie fixieren das Bild auf chemisch-physikalischem Weg und speichern so auf einem Filmstreifen ein Negativ, das im Nachhinein in Filmlaboren entwickelt werden muss.
Die erste Digitalkamera
Wusstest du, dass die ersten Festplatten mehrere Zentner wogen und oftmals nur mit einem PKW oder einem LKW von einem Ort zum anderen gebracht werden konnten? Nicht ganz so schlimm, aber für heutige Verhältnisse fast unglaublich, verhielt es sich auch mit der ersten digitalen Kamera, die in Form einer Still-Video-Kamera den Markt erreichte. Sie speicherte erstmals digitale Daten auf einer digitalen Magnetbandkassette. So eigenartig und neu ihre Speicherung damals war, so riesig und unhandlich war Sie auch. Mit der Größe eines Toasters und einem unglaublichen Gewicht von 3,6 Kilogramm war ein Modell von Kodak die erste Kamera mit digitaler Speicherung der Daten. Die Kamera schaffte es Bilder mit einer maximalen Auflösung von 100 x 100 Pixeln in schwarz-weiß zu erzeugen und diese innerhalb von rund 23 Sekunden auf das Magnetband zu schreiben. Die erste richtige Digitalkamera erblickte im Jahr 1991 das Licht der Welt und wurde auf der Computerfachmesse „CEBIT“ in Hannover unter dem Namen Model 1 vorgestellt. Mittels eines CCD-Sensors legte die Kamera Ihre Daten auf einem Speichermodul ab und ermöglichte somit die direkte Übertragung auf einen Computer. Anders als das alte Modell von Kodak schaffte es das Model 1 bereits eine Auflösung von 376 x 284 Pixeln auf den Bildschirm zu zaubern. Im Jahr 1994 war es dann schließlich soweit und die digitale Fotografie erlebte Ihren Durchbruch mit den ersten, im Handel erwerbbaren, Modellen. Auch wenn diese mit einem Preis von rund 2000 D‑Mark noch zu teuer für den Durchschnittsbürger war, so ebnete ihre Entwicklung doch den Weg für heutige Smartphones und digitale Spiegelreflexkameras.
Die Entwicklung der fotografischen Speichermedien
Ältere „Analogkameras“, wie Sie im Volksmund genannt wurden und auch immer noch Erwähnung finden, speicherten Ihre Bilder auf chemisch-physikalischem Weg auf einem Filmband, das nachträglich entwickelt werden musste. Heutige Kameras können die Bilddaten aufgrund ihrer digitalen Technologie auf einfachere Art und Weise ablegen. Während die technischen Aspekte der analogen Kameramodelle noch denen von vor 100 Jahren ähneln, so änderte sich in der Digitalfotografie vor allem die Aufbereitung der Fotos in der Kamera. Zahlreiche Modelle sind beispielweise mit einer speziellen Kamerasoftware ausgestattet, die das Bild im Gerät digitalisieren und auf einem Speichermedium, wie beispielsweise einer SD-Karte, ablegen kann. Zahlreiche Unternehmen versuchten zwar auch mit Ihren eigenen Speichersystemen auf dem Markt Fuß zu fassen, doch xD-Karten oder Memory-Stick Karten konnten sich niemals wirklich durchsetzen. Die weite Verbreitung und der damit einhergehende Preisverfall von SD-Speichermedien sorgten dafür, dass sich die Kamerahersteller schnell auf diese Art der Speicherung spezialisierten. Während Spiegelreflexkameras anfangs noch lange Zeit auf CompactFlash-Karten setzten, da sie eine besonders hohe Geschwindigkeit boten, hielten die kleineren SD-Karten mittlerweile auch hier Einzug. Das liegt vor allem daran, dass die Speichermedien inzwischen höhere Geschwindigkeiten und auch wesentlich höhere Kapazitäten zulassen, als noch vor 5 Jahren.
Fotografie heute — Jederzeit und überall mit dem Smartphone
Vor rund 20 Jahren kostete eine durchschnittliche Kamera rund 800 D‑Mark und machte ca. 50 Fotos in einem Film, die pro Entwicklung zusätzlich Geld kosteten. Heute besitzt nahezu jeder ein eigenes Smartphone oder einen Tablet-PC und verfügt damit auch über eine eigene Kamera, die je nach Modell, eine unglaubliche Bildqualität zaubern kann. Die Entwicklung kostet im Druck nur wenige Cent oder bei einer Speicherung auf dem Computer gar nichts. Mittlerweile knipsen wir innerhalb von zwei Minuten mehr Fotos, als es die Menschen im gesamten 19. Jahrhundert machen konnten. Im Jahr 2011 ermittelte Facebook einen Wert von 140 Milliarden Fotos in seiner Datenbank, die wir tagtäglich auf die soziale Plattform geladen haben. Heutige Kameras verfügen nicht nur über eine große und lichtstarke Blende, sie vereinfachen dank einer WLAN- oder Bluetooth-Verbindung auch das tägliche Arbeiten, weil wir die Bilder nun auch kabellos und in Windeseile auf den PC übertragen können.
Mittlerweile lässt sich allerdings auch eine leichte Stagnation in der Welt der Fotografie verzeichnen. Da viele Smartphone bereits hochwertige Fotos knipsen, legen zahlreiche Firmen mittlerweile mehr Wert auf ausgewogene und hochwertige Videoformate. So hält immer mehr der neue 4K-Standard Einzug und auch der Fokus beim Filmen wird stetig weiterentwickelt. Mittlerweile leisten zahlreiche System- aber auch Spiegelreflexkameras bessere Ergebnisse als semiprofessionelle Camcorder. Zahlreiche Journalisten und Filmer nutzen mittlerweile hochwertige Kameras für ihre Videoaufnahmen. Aber auch das Filmen mit dem Smartphone wird immer interessanter und dank immer kleiner werdender Technik, hält die Filmerei und das Erstellen von Fotos immer stärker Einzug in unser tägliches Leben.
Ohne Nièpce, Daguerre oder Talbot wäre die Welt also nicht so, wie wir sie heute kennen. Vom chemischen Bild, das 8 Stunden dauerte, bis hin zum Selfie innerhalb von wenigen Sekunden, hat die Fotografie eine beachtliche Wandlung durchgemacht und zeichnete sich besonders in den letzten Jahren durch eine rasante Entwicklung aus.
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