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Gaming-PCs

Gra­fik­kar­te über­tak­ten: So kit­zelst du mehr Leis­tung aus der GPU

Beim Gaming zählt jedes Fünkchen an Mehrleistung, das du aus deinem System holen kannst. Das gilt auch für die GPU.

Mehr Details, vor allem aber mehr FPS: Bei Spie­len auf dem PC kommt es stets auf das Plus an Leis­tung an, das den Rech­ner von Kon­so­len unter­schei­det. Hast du eine älte­re Kar­te und willst sie schnel­ler machen oder ein­fach das Maxi­mum an Leis­tung aus dei­ner neu­en GPU kit­zeln, ist das durch­aus mög­lich. Das Stich­wort lau­tet „Über­tak­tung“. Doch was ist das, wie machst du es und was gibt es zu beach­ten? Hier erfährst du es.

Über­tak­ten: Das bedeu­tet es

Herz­stück einer jeden Gra­fik­kar­te ist ihr Chip, die „GPU“ (Gra­phics Pro­ces­sing Unit). Sie berech­net sämt­li­che Dar­stel­lun­gen, die du auf dem Bild­schirm siehst, vom ein­fa­chen You­Tube-Video bis hin zu den auf­wän­digs­ten Spie­len. Die GPU besteht wie­der­um aus meh­re­ren Ker­nen, die mit einer varia­blen Tak­tung lau­fen. Bei einer aktu­el­len Nvi­dia GeForce RTX 4070 Ti liegt bei­spiels­wei­se der Basis-Takt bei 2,31 Giga­hertz (GHz), im Boost sogar bei 2,61 GHz.

Die­se Wer­te legt der Her­stel­ler durch inten­si­ve Tes­tun­gen intern fest. Sie sind das Maxi­mum, das Nvi­dia & Co. ihren Chip­sät­zen zutrau­en, um einen sta­bi­len und siche­ren Betrieb zu gewähr­leis­ten. „Über­tak­ten“ bedeu­tet nun, die­se zuvor fest­ge­leg­ten Gren­zen zu spren­gen und höhe­re Takt­ra­ten zu erlau­ben. Du kannst also etwa die Tak­tung um den gewünsch­ten Wert X erhö­hen, etwa um 50, 100 oder 150 Mega­hertz. Dadurch kit­zelst du mehr Leis­tung aus der Kar­te und erreichst viel­leicht mehr FPS.

Dar­auf kommt es an: Die Kühlung

War­um erhö­hen die Her­stel­ler nicht selbst die Takt­ra­ten einer GPU? Nun, zum Teil machen sie das. Kaufst du eine Kar­te nicht im Refe­renz-Design von Nvi­dia oder AMD, son­dern von Dritt­an­bie­tern wie Asus, MSI oder Giga­byte, haben die­se viel­leicht schon einen höhe­ren Takt. Der Grund dafür ist das jewei­li­ge Kühl­sys­tem. Beim Über­tak­ten spielt näm­lich vor allem die Tem­pe­ra­tur eine gro­ße Rol­le. Je höher der Takt ist, des­to wei­ter klet­tert die in die Höhe. Traut ein Her­stel­ler sei­ner Kühl­lö­sung mehr Leis­tung zu, erhöht er viel­leicht auch den Takt.

Genau dar­um geht es auch bei eige­nen Über­tak­tungs­ver­su­chen. Die Tem­pe­ra­tur soll­te mög­lichst nied­rig blei­ben. Genau­er darf sich die GPU maxi­mal im Bereich zwi­schen 90 und 99 Grad bewe­gen. Alles dar­über ist nicht nur schäd­lich, son­dern ega­li­siert die Über­tak­tung auch, da die Kar­te auto­ma­tisch wie­der herunterregelt.

Willst du das Über­tak­ten siche­rer gestal­ten oder gar auf die Spit­ze trei­ben, kommst du wohl um eine Was­ser­küh­lung nicht her­um. Das ist aber nicht nur ein kom­pli­zier­tes, son­dern auch ein kost­spie­li­ges Unterfangen.

Mer­ke: Zum Über­tak­ten braucht es eine ver­nünf­ti­ge Küh­lung. Die 100-Grad-Gren­ze darf dei­ne GPU aber nie über­schrei­ten. Schon bei 90 bis 99 Grad kann es auf Dau­er zu Pro­ble­men kom­men. Hal­te die Kar­te also im Ide­al­fall dar­un­ter. Über­wa­chen lässt sich die Tem­pe­ra­tur übri­gens mit den Über­tak­tungs-Tools selbst. Mehr dazu aber gleich.

Vor­sicht: Über­tak­ten auf eige­ne Gefahr

Im Fol­gen­den geht es um das Über­tak­ten der Gra­fik­kar­te. Bevor du dich dazu ent­schei­dest, soll­test du dir aber dar­über im Kla­ren sein, dass fal­sches, zu lan­ges oder zu star­kes Über­tak­ten dei­ner Gra­fik­kar­te zu Schä­den füh­ren kann. Mit etwas Pech ist dei­ne Gra­fik­kar­te danach hin­über und du musst hun­der­te (oder aktu­ell gar tau­sen­de) für eine neue aus­ge­ben. Füh­re die Über­tak­tung also, wenn über­haupt, sehr vor­sich­tig durch und kon­trol­lie­re stets die Tem­pe­ra­tur der GPU. Kommt dir etwas komisch vor, dann tak­te die Kar­te sofort wie­der herunter.

Gra­fik­kar­te Über­tak­ten: So geht es

Nun geht es aber lang­sam ans Ein­ge­mach­te. Bevor du dei­ne Gra­fik­kar­te über­tak­test, soll­test du den Rech­ner ein­schal­ten, sämt­li­che Spie­le und sons­ti­ge Pro­gram­me been­den, die Leis­tung von der GPU zie­hen und dir ein oder zwei Hilfs­pro­gramm­er her­un­ter­la­den. Beson­ders prak­tisch ist zunächst „GPU‑Z“. Das Tool lässt dich näm­lich wich­ti­ge (Live-)Daten dei­ner Gra­fik­kar­te aus­le­sen. Schritt eins ist:

Aktu­el­le Leis­tungs­wer­te der GPU feststellen

Öff­ne GPU‑Z und schaue dir die ange­ge­be­nen Stan­dard-Wer­te der GPU an. Kli­cke auf „Sen­sors“, um dir die aktu­el­len Wer­te anzei­gen zu las­sen. Du soll­test die Takt­ra­ten der GPU-Ker­ne sowie des Gra­fik­spei­chers sehen. Beson­ders wich­tig ist außer­dem die Tem­pe­ra­tur. Notie­re dir die Wer­te, damit du spä­ter einen Ver­gleich für den Betrieb im Leer­lauf hast.

Im nächs­ten Schritt holst du dir ein Bench­mark-Pro­gramm. Beson­ders ans Herz gelegt sei dir für Gam­ing-Anwen­dun­gen „3DMark“. Suche dir ein pas­sen­des Bench­mark aus und las­se es mit den Stan­dard-Takt­ra­ten durch­lau­fen. Spei­che­re im Pro­gramm die ermit­tel­ten Wer­te oder mache ein­fach einen Screen­shot davon. Das dient dazu, um einen Über­blick zu bekom­men, wie viel Mehr­leis­tung die Über­tak­tung bringt. Wei­ter geht es mit:

Über­tak­ten der Grafikkarte

Viel­leicht denkst du es dir schon: Win­dows hat kei­ne ein­ge­bau­te Funk­ti­on, um dei­ne GPU zu über­tak­ten. Du musst also eine dafür gemach­te Soft­ware down­loa­den. Die wohl belieb­tes­te davon ist der „MSI Afterbur­ner“. Zum Glück über­tak­test du damit nicht nur Gra­fik­kar­ten von MSI, son­dern die meis­ten GPUs von Nvi­dia und AMD. Eine Alter­na­ti­ve für letz­te­re ist übri­gens die Soft­ware „AMD Adre­na­lin“, die Teil des voll­stän­di­gen Trei­ber­pa­kets dei­ner Gra­fik­kar­te ist. Gehen wir aber am Bei­spiel von MSI Afterbur­ner vor.

Öff­nest du die Soft­ware, zeigt sie dir zunächst wie­der die aktu­el­len Leis­tungs­wer­te und die Tem­pe­ra­tur an. Außer­dem siehst du direkt eini­ge Reg­ler. Mit all die­sen nimmst du nun das Tuning der Gra­fik­kar­te vor. Stel­le zunächst das Tem­pe­ra­tur-Limit für die GPU ein. Damit ver­hin­derst du, dass sie dir zu schnell heiß läuft. Auf Num­mer sicher gehst du mit 80 oder 85 Grad. Alles dar­über gilt es schon zu meiden.

Anschlie­ßend drehst du ganz vor­sich­tig den Reg­ler für die „Core Clock“ nach oben. Behal­te dabei immer die ange­zeig­ten Wer­te im Blick. Wird die Tem­pe­ra­tur zu hoch, fah­re die Lüf­ter-Geschwin­dig­keit hoch oder den Takt lang­sam wie­der her­un­ter. Glei­ches gilt für den „Memo­ry Clock“. Emp­feh­lens­wert sind sehr klei­ne Schritt von fünf bis zehn Mega­hertz (MHz), ehe du auf „App­ly“ klickst. Fah­re so lan­ge fort, bis du eine gute Über­tak­tung gefun­den hast, die dei­ne GPU nicht überhitzt.

Übri­gens: Du kannst auch noch die maxi­ma­le Leis­tungs­auf­nah­me der Gra­fik­kar­te nach oben kor­ri­gie­ren. Das ist aber nur dann wirk­lich von Bedeu­tung, wenn du die GPU an ihr Limit trei­ben willst. Außer­dem ist das Erhö­hen der Span­nung durch­aus gefähr­lich und nur mit viel Vor­sicht und hohem tech­ni­schen Ver­ständ­nis sinnvoll.

Tes­ten der über­tak­te­ten Karte

Mit GPU‑Z kannst du che­cken, wel­che Wer­te die Kar­te nun im Leer­lauf erreicht. Wohl wich­ti­ger ist aber der Test mit der Bench­mark-Soft­ware. Öff­ne wie­der 3DMark und las­se den Test erneut lau­fen. Im Ide­al­fall steht am Ende ein bes­se­res Ergeb­nis. Wie viel Pro­zent an Leis­tung du gewon­nen hast, errech­net ent­we­der die Soft­ware selbst oder du nimmst den Taschen­rech­ner zur Hand. Bist du zufrie­den und alles läuft sta­bil, kannst du in MSI Afterbur­ner die Über­tak­tung als Pre­set spei­chern, damit du sie exakt so beim nächs­ten Start wie­der anwen­den kannst. Ansons­ten machst du wei­ter, bis du mit dem Ergeb­nis zufrie­den bist und spei­cherst dann die Einstellungen.

Gra­fik­kar­te über­tak­ten: Nur mit viel Vorsicht

Es braucht eine gute Küh­lung, etwas Geduld, Fin­ger­spit­zen­ge­fühl und die rich­ti­ge Soft­ware – dann lässt sich dei­ne Gra­fik­kar­te mit einem klei­nen Plus an Leis­tung ver­se­hen. Das Über­tak­ten birgt aller­dings auch Risi­ken. Feh­ler oder Über­trei­bun­gen füh­ren schnell zu Schä­den der Hard­ware oder kön­nen die­se sogar zer­stö­ren. Gehe also immer sehr vor­sich­tig vor. Bist du dir unsi­cher, ob das Über­tak­ten in Eigen­re­gie etwas für dich ist, dann soll­test du ohne­hin lie­ber die Fin­ger davon lassen.

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