Nach OpenAIs ChatGPT und Microsofts Bing hielt im Mai 2023 nun auch Google Bard Einzug in die neue, schimmernde Welt der auf künstlicher Intelligenz beruhenden Chatbots. Da der Konzern immer mehr hauseigene Funktionen in die KI integriert, kannst du ihn auch in immer mehr Bereichen einsetzen. Welche das sind und wie Bard gegen Zugpferd ChatGPT abschneidet, findest du hier heraus.
Noch bevor ChatGPT auf den Markt kam, hat Google AI ein Sprachmodell mit dem Namen LaMDA („Language Model for Dialogue Applications“) ins Leben gerufen, das allerdings für die breite Masse nicht verfügbar gemacht wurde. Google Bard arbeitet auf Grundlage von Sprachmodell PaLM 2, das „mit 540 Milliarden Schaltstellen fast viermal so leistungsfähig wie LaMDA [ist].“ So zeigt das Programm fortgeschrittene mathematische, logische und Programmierfähigkeiten, wie die Entwickler*innen auf der Google I/O ‘23 stolz verkündeten. Grundlage von PaLM 2 ist ein riesiger Code- und Text-Datensatz, der es vermag, Sprachen zu übersetzen, Texte zu generieren und kreative Inhalte zu erstellen. Die KI hegt den Anspruch, auf die an sie gestellte Fragen auf informative Weise zu begegnen. So beantwortet Bard zumindest selbst die Frage nach seiner Programmierung. Auf welchem Stand der Chatbot auch in Hinblick auf dieses Ideal aktuell steht, lässt sich im Vergleich zum Vorzeigekind ChatGPT am besten veranschaulichen.
Willst du Google Bard Aufgaben und Fragen stellen, musstest du anfänglich auf deine Englisch‑, Koreanisch- oder Japanisch-Kenntnisse zurückgreifen. Im Juli 2023 wurde diese kurze Liste stark erweitert: Aktuell spricht und versteht Bard 46 natürliche Sprachen – exklusive Programmiersprachen. Nun ist auch die Sprachausgabefunktion in mehr als 40 Sprachen verfügbar. Dies soll laut Konzern das Verständnis von Informationen und die Vorstellungskraft stützen. Wenn auch die Implementierung zügig passierte, liegt OpenAIs ChatGPT mit 95 gesprochenen Sprachen deutlich vor dem Konkurrenten.
Nach Erstveröffentlichung mussten unter anderem Kanadier und Europäer auf eine VPN-Lösung zurückgreifen, wenn sie Bard ausprobieren wollten. Das hat sich mit dem Update ebenfalls geändert. Alle 27 Länder der Europäischen Union sowie Brasilien können nun per Standard-Browser Google Bard nutzen.
Wo Bard hingegen besonders punkten kann: Er hat eine vergleichsweise herausragende Reaktionszeit. Wo sich die Antwort in ChatGPT wie in einem Live-Ticker nach und nach offenbart, wirft sie die Google-KI binnen weniger Sekunden und gebündelt aus. Da kann Microsofts Bing ebenfalls nicht mithalten. Auch in Sachen Aktualität hat Bard die Nase vorn. Von Anfang hat der Chatbot Internetzugriff erhalten, wodurch er auch neue Webseiten analysieren kann und nicht auf veraltete Datensätze begrenzt ist. Hier zog ChatGPT allerdings kürzlich mit der Bereitstellung eines entsprechenden Plugins nach.
Bard ist prädestiniert dafür, Webseiten strukturiert zusammenzufassen. Hierfür kopierst du einfach die URL in den Chat und gibst der generativen KI den Appell, die Kernessenz herauszuarbeiten. Auch große Dateien wie seitenlange PDFs kürzt die KI aufs Wichtigste zusammen. Ebenfalls praktisch: Bards Antworten kannst du mit einem Klick unter anderem in dein GMail-Postfach weiterleiten oder als Google-Docs-Datei exportieren. Das ist bei ChatGPT alles nicht umsetzbar.
Schaut man sich die Benutzeroberfläche beider Systeme an, fällt auf, dass die von Bard weitaus freundlicher und inkludierter daherkommt. Neben dem Chat findest du ein Menü, das Updates, den FAQ-Bereich und deine Chat-Historie abbildet. Letztere ist nach dem Update vom Juli 2023 besonders organisiert: Benenne deine Chats um, pinne favorisierte an und führe Gespräche an dem Punkt fort, wo du vor Stunden oder Tagen aufgehört hattest. Auch ein dunkler Modus, der die Augen schonen soll, ist bereits verfügbar. Das User Interface von ChatGPT lädt im Vergleich dazu nicht unbedingt zum Verweilen ein.
Nach der ganzen Lobhudelei hier ein gar nicht mal so kleiner Wermutstropfen. Obwohl Google bei der Entwicklung von künstlichen Intelligenzen einen Wahrheitsanspruch verfolgt, ist Bard noch ziemlich trügerisch. So lügt er mindestens so gern wie ChatGPT, halluziniert und dichtet Unsinn in Lücken, die der zugrundeliegende Datensatz hinterlässt. Auch Informationen, die im Netz zu finden sind, gibt Bard manchmal nicht faktenbasiert wieder. Das liegt nicht zuletzt am Stadium der Entwicklung. So befindet sich der der KI-Chatbot noch in der experimentellen Phase. Überprüfe bei der Nutzung also immer die Faktenlage und nimm nichts für bare Münze. Glücklicherweise hängt dir Google nach jeder Eingabe hilfreiche Quellen an, die du bei Unsicherheit heranziehen und sichten kannst.
Google-Produkte und ‑Tools werden tagtäglich von uns genutzt – zur Informationsbeschaffung, zur Kommunikation, zum Entertainment. Und irgendwo sind sie alle miteinander vernetzt. Dieses All-in-One-Konzept weitet das Unternehmen nun auch auf Bard aus.
Vor wenigen Wochen noch Zukunftsmusik, jetzt schon einsatzbereit: Die Google-Lens-Funktion ist ins Bard-Universum eingezogen. Beide Tools arbeiten Hand in Hand, um ein „umfassenderes und informativeres Sucherlebnis zu bieten.“ Wo Google Lens Bilder samt Text identifiziert und verwandte Fotos auswirft, stellt Bard weiterführende und kontextbezogene Infos bereit. Ein Beispiel: Du hast vor Jahren eine Buchseite abfotografiert, weißt aber nicht mehr, zu welchem Werk sie gehört? Google Lens scannt die Zeilen ab und findet für dich Titel, Herausgeber und Autor heraus. Mit diesen Daten durchforstet Bard online Webseiten und stellt dir Rezensionen, Synopsen und anderweitige Bücher mit ähnlich verhandelten Thematiken zur Verfügung.
Lade hierfür einfach ein Foto in den Bard-Chat und tippe eine entsprechende Aufforderung ein. Ein wenig Geduld musst du allerdings noch aufbringen, da die Funktion bislang nur in der englischen Version implementiert ist.
Generative KI hat keine vorgesteckte Persönlichkeit. Nutzer*innen können Chatbots individuellen Wünschen gemäß trainieren. Mit einer neuartigen Funktion geht das noch schneller. Du lässt Bard eine Mail schreiben, doch die ist dir viel zu trocken und trifft nicht den von dir angestrebten Ton – dann passe die Texterstellung einfach an. Zwischen diesen Tonalitäten kannst du entscheiden: kürzer, länger, einfacher, lässiger und professioneller.
Aktuell kann jedoch nur in der englischen Version und per VPN von der Neuerung Gebrauch gemacht werden. So stellst du im Opera-Browser eine VPN-Verbindung her:
- Lade dir den Opera Browser herunter.
- Gehe in die „Einstellungen“, klicke auf den Reiter „Datenschutz & Sicherheit“ und dann auf „Erweitert“.
- Scrolle zu „VPN“ und schiebe den Regler bei „VPN aktivieren“ auf Blau. Oben links in der URL-Leiste wird nun ein lilafarbenes Rechteck mit der Aufschrift „VPN“ angezeigt. Klicke es an.
- Suche dir aus der Liste „Gebührenfreie Standorte“ einen aus, der nicht zur EU oder Kanada gehört, wie etwa „Nord- und Südamerika“.
- Logge dich nun mit deiner E‑Mail-Adresse in dein Google Konto ein. Womöglich musst du zur Verifizierung eine Zwei-Faktor-Authentifizierung vornehmen.
- Rufe bard.google.com auf.
- Klicke auf den Button „Try Bard“.
Geteiltes Wissen ist doppeltes Wissen, so heißt es. Dieser Meinung ist auch Bard. Du kannst dir einzelne Antworten oder auch den ganzen Chatverlauf via Gmail schicken, in Docs exportieren aber auch auf sozialen Plattformen öffentlich wie auch privat teilen. Mit wenigen Klicks postest du auf Twitter, Facebook, Reddit oder LinkedIn:
- Unter jeder Antwort findest du das „Teilen“-Symbol. Tippe darauf und dann auf „Teilen“.
- Markiere oben, ob du den gesamten Chatverlauf oder einen einzelnen Beitrag teilen möchtest.
- Bist du mit der automatisch erstellten Überschrift für den Post unzufrieden, klicke auf „Weitere generieren“. Du kannst den Titel mit dem Stift-Symbol auch selbst bearbeiten.
- Wähle unten „Öffentlichen Link erstellen“ an.
- Im neuen Fenster kopierst du entweder den Link oder suchst dir eine Plattform aus.
- Du wirst auf die entsprechende Webseite weitergeleitet, auf der du dich dann anmeldest. Hier kannst du einstellen, ob du den Text öffentlich oder im Privat-Chat teilst.
Es ist dir überlassen, ob du von deinem PC oder einem Gerät von Apple oder Android auf die Funktion zugreifst.
Der hauseigene Chatbot von Google steckt offensichtlich noch in den Kinderschuhen. Doch auch wenn Google gegenwärtig im Hintertreffen ist, könnte das Unternehmen, das sich seit Jahren mit KI-gestützten Funktionen beschäftigt, rasch aufholen und neue Funktionen an den Start bringen. Schon jetzt können die meisten Länder der Welt Teil des KI-Experiments sein und den Chatbot sukzessive optimieren. Wenn auch die Bilderkennung noch nicht ganz ausgereift ist, will Google die hauseigenen Programme mit der KI verbrüdern: In Kooperation mit Google Lens analysiert die KI schon jetzt Bilder und denkt sich treffende Überschriften aus. Mit generativen AI-Tools unter dem Dach von Adobe Firefly soll Bard Fotokreationen erschaffen, du wirst diese im Nachgang mit Adobe Express bearbeiten können. Auch andere Google-Apps und Dienste wie Docs, Drive, Gmail, Google Maps wurden bereits und werden weiter mit Bard verzahnt und so ein ganzheitlicher Erlebnispark etabliert. Trotz dessen gehen Experten davon aus, dass ChatGPT und Google Bard friedlich in Koexistenz verbleiben werden. Vorerst kannst du Bard kostenlos testen.
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