Hast du dir ein Elektroauto gekauft oder spielst du mit dem Gedanken, dir eines zuzulegen, dann ist das Aufladen sicherlich ein großes Thema. Mal eben an die nächste Tankstelle fahren und Benzin nachfüllen gehört damit schließlich der Vergangenheit an. Die Umstellung kann zu Unsicherheiten führen. Doch keine Angst, das Aufladen eines E‑Autos ist nicht sonderlich kompliziert. Hier erfährst du, wie es funktioniert, was dabei zu beachten ist und mit welchen Kosten du in etwa rechnen solltest.
Das erfahrt ihr gleich
- Öffentliches Laden: Ausbau geht stetig voran
- Ladepunkt finden: Das Smartphone als große Hilfe
- Geschwindigkeiten: Elektroauto schnell oder langsam laden
- Ladekabel: Verschiedene Stecker, fest verbaut oder mobil
- Ladekarten, ‑Chips und Preise: Die Unterschiede sind groß
- Elektroauto laden: So sieht es in der Praxis aus
- Tipps: Was du beim Laden deines Elektroautos beachten solltest
- Wallbox: Elektroauto laden zu Hause
- Elektroauto laden: Es muss nicht kompliziert sein
Das Gegenstück zur Zapfsäule für Autos mit Verbrennungsmotor ist bei Elektroautos die Ladesäule. Davon gab es im Juli 2021 laut Statista in Deutschland 24.365 Stück. An vielen davon können mindestens zwei E‑Autos gleichzeitig laden, denn: Eine Ladesäule hat meist mehrere Ladepunkte. Eine Tankstelle hat in der Regel etwa vier Zapfsäulen, an denen ebenfalls jeweils zwei Autos tanken können (ein Auto pro Seite). Die Zahl der Tankstellen lag Ende 2020 laut ADAC übrigens bei 14.091. Das setzt die Zahl der Ladesäulen in eine gewisse Relation.
Im Vergleich zu den Tankstellen, deren Zahl in den vergangenen Jahren stetig abgenommen hat, steigt die Zahl der Ladesäulen immer weiter an – im gleichen Monat des Vorjahres waren es erst 20.432. Die Gründe für den flotten Ausbau sind die steigenden Neuzulassungen für E‑Autos sowie eine Förderung des Staates.
Ladepunkte gibt es also viele, gerade in großen Ballungsräumen wie Großstädten. Im Vergleich zu Tankstellen, die durch ihre Größe und oft auffällige Beleuchtung recht einfach zu erkennen sind, machst du Ladesäulen nicht so einfach aus. Wo du am Straßenrand, auf einem Parkplatz oder auf öffentlichen Plätzen welche findest, erfährst du durch Apps. Davon gibt es zahlreiche, besonders beliebt sind aber folgende:
- Chargemap: Die App zeigt dir alle in der Nähe befindlichen Ladesäulen auf einer übersichtlichen Karte an. Dabei gibt es unterschiedliche Farben für die Ladegeschwindigkeiten. Über die Filter stellst du gesuchte Steckverbindungen, Geschwindigkeiten und mehr ein. Bist du angemeldet (das ist kostenlos), siehst du auch Details zu den Ladepunkten, etwa ob sie gerade frei sind und wie du bezahlen kannst. In der freien Version zeigt dir Chargemap Werbung an. Willst du diese nicht mehr sehen, brauchst du ein Abo für 14,99 Euro pro Jahr.
- Plugsurfing: Der Aufbau von Plugsurfing ist ganz einfach. Du siehst eine Karte, kannst nach Standorten suchen und dir in einer praktischen Liste alle nahen Ladepunkte anzeigen lassen. Filter gibt es auch hier. Besonders praktisch: Gibst du in der App dein E‑Auto an, zeigt sie dir nur passende Ladepunkte an. Tippst du eine Ladesäule an, gibt es auch hier Details dazu und sogar einen Preis. Der bezieht sich aber nur auf den von Plugsurfing selbst angebotenen Ladeschlüssel.
- A Better Routeplanner (ABRP): Willst du dich auf eine längere Reise mit deinem Elektroauto begeben, dann ist ABRP eine sehr hilfreiche App. Hier gibst du einfach dein Ziel ein, und schon berechnet dir das Programm die ideale Route mitsamt Ladestopps. Dazu bekommst du Details zur errechneten Fahrt- sowie Ladedauer und natürlich eine gesamte Reisezeit angezeigt. Routen kannst du auch für später speichern und kurz vor dem Aufbruch wieder abrufen.
Bei den Filtern der Apps war bereits von Geschwindigkeiten die Rede. Doch was hat es damit eigentlich auf sich? Vielleicht kennst du es schon von deinem Smartphone: Es gibt Ladegeräte, mit denen der Akku deutlich schneller voll ist als mit anderen. So ähnlich verhält sich das auch beim Elektroauto. Wie schnell ein Ladepunkt ist, bestimmt die Ladeleistung in Kilowatt (kW). Im öffentlichen Raum findest du unterschiedliche Leistungen. Besonders in städtischen Gebieten verbreitet sind Ladepunkte mit 11 oder 22 kW. Vereinzelt stehen hier auch Schnelllader mit 50 oder gar 100 kW zur Verfügung. Die sind allerdings häufiger an Autobahnen und Bundesstraßen zu finden. Theoretisch gibt es sogar Punkte mit bis zu 350 kW Leistung – allerdings hilft dir das nicht zwingend.
Es kommt nämlich nicht nur auf die Ladesäule an, sondern auch auf dein Auto. Die darin verbaute Technik ist nur auf eine bestimmte Ladeleistung ausgelegt. Doch keine Sorge: Wenn dein Auto maximal 100 kW Leistung aufnimmt, kannst du es dennoch auch an eine 150-kW-Ladesäule stecken. E‑Fahrzeug und Säule kommunizieren miteinander und drosseln die Leistung entsprechend.
AC und DC setzen sich zwar auch zu einer australischen Rock-Band zusammen, stehen aber eigentlich für „alternating current“, also Wechselstrom und „direct current“ also den Gleichstrom. Sie spielen bei Elektroautos eine große Rolle, denn sie bestimmten die Ladegeschwindigkeit maßgeblich mit. Dein Auto lädt immer mit Gleichstrom, während aus dem Stromnetz immer Wechselstrom kommt. Doch wieso dann überhaupt die Unterscheidung? Ganz einfach: AC-Ladesäulen geben den Wechselstrom direkt ans Auto weiter, das die Umrichtung in Gleichstrom selbst erledigt. Bei einer DC-Ladesäule übernimmt das die Ladesäule selbst. Die ist dabei viel leistungsfähiger als das Auto, wo der Umrichter die Geschwindigkeit ausbremst. Der muss beim DC-Laden nichts mehr machen und kann den Strom mit hoher Leistung direkt durchlassen. Wechselstrom (AC) ermöglicht Leistungen bis etwa 43 kW, höher geht es nur noch mit Gleichstrom (DC).
Hier ein paar Elektroautos und ihre maximale Leistungsaufnahme beim Laden:
E‑Auto | Ladeleistung AC | Ladeleistung DC |
---|---|---|
BMW i3 (ab 94 Ah) | 11 kW | 50 kW |
Honda e | 7,4 kW | 50 kW |
Kia e‑Soul | 7,2 kW | 74 kW |
Nissan Leaf e+ | 7 kW | 50 kW |
Opel Corsa‑e | 7,4 kW | 100 kW |
Polestar 2 | 11 kW | 150 kW |
Porsche Taycan Turbo | 11 kW | 270 kW |
Renault Zoe | 22 kW | 50 kW |
Smart fortwo electric | 4,6 kW | - |
Tesla Model 3 | 11 kW | 200 kW |
Ein weiterer wichtiger Punkt beim Aufladen des Autos ist das verwendete Kabel. Zum Glück sind die Unterschiede hierzulande nicht groß. International gibt es zahlreiche verschiedene Steckverbindungen. In Deutschland, oder besser in weiten Teilen Europas, sind die beiden Stecker Typ 2 und CCS besonders weit verbreitet. Eher seltener zu finden sind CHAdeMO-Anschlüsse. Der Typ-2-Stecker ist rund und oben abgeflacht. Er ist für das AC-Laden im öffentlichen Raum ausgelegt. Entsprechend sind mit ihm Geschwindigkeiten bis 43 kW möglich. Allerdings kommt es hier auch auf die Leitungen im Kabel an. Für das DC-Laden ist ein CCS-Anschluss zuständig. Das ist ein Typ-2-Anschluss, an dem unterhalb noch zwei Steckverbindungen für den Gleichstrom angebracht sind. Der Vorteil: Am Auto kannst du mit einem CCS-Anschluss per Typ-2-Kabel oder eben mit CCS laden.
Fährst du eine Ladesäule an, sind die notwendigen Kabel dort nicht zwingend angebracht – zumindest bei AC-Anschlüssen. So kommt es sehr häufig vor, dass du dein eigenes Kabel zum Laden benötigst. Es gibt natürlich auch Ladestationen, an denen Typ-2-Kabel fest angebracht sind. Sie sind aber eher selten. Ein Typ-2-Kabel gehört deshalb zur Grundausstattung für Fahrerinnen und Fahrer von E‑Autos. Das Problem: Die meisten Hersteller sehen das eher als Zusatzausstattung und verlangen deshalb teils horrende Preise für die Kabel. Bestelle sie also lieber nicht direkt beim Autokauf dazu, sondern hole dir das Kabel später dazu – das ist normalerweise deutlich günstiger. Um CCS-Kabel brauchst du dir hingegen keine Sorgen zu machen. Diese sind fest an den Ladesäulen montiert.
Ladestationen zu finden ist also nicht unbedingt schwer, und auch bei den Anschlüssen gibt es kaum Verwirrung. Etwas anders sieht das bei den Tarifen aus. Die Preise macht nämlich jeder Anbieter selbst. Das führt zum Teil zu relativ starken Differenzen. Manchmal lädst du komplett kostenlos, etwa bei manchen Geschäften als kleines Extra für den Einkauf, in anderen Fällen ist das Laden schnell sehr teuer, wenn du beispielsweise an der Autobahn am Schnelllader hängst. Obwohl einige Anbieter eine direkte Bezahlung an der Säule per QR-Code oder SMS ermöglichen, solltest du diese eher nicht nutzen. Halte stattdessen nach Tarifen mit Ladekarten oder ‑Chips Ausschau. Hier sind die Preise im Partner-Netz meist vereinheitlicht. Du erlebst also keine bösen Überraschungen und brauchst dich vor Ort nicht um die Bezahlung zu kümmern, denn die erfolgt am Ende des Monats per Abrechnung.
Anbieter gibt es dafür mittlerweile genug. Sie bieten alle eigene Konditionen und kleine Extras an. Weil meist keine Grundgebühren fällig sind, lohnt sich sogar die Anmeldung bei mehreren Diensten. Hier ein paar Beispiele:
Anbieter | Kosten AC-Laden | Kosten DC-Laden | Grundgebühr | Aktivierung per |
---|---|---|---|---|
ADAC e‑Charge | EnBW: 0,38 Euro/kWh, sonst: 0,42 Euro/kWh | EnBW: 0,48 Euro/kWh, sonst: 0,52 Euro/kWh | Keine | Ladekarte, App |
EWE Go | EWE Go: 0,39 Euro/kWh, sonst: 0,44 Euro/kWh | EWE Go: 0,49 Euro/kWh, sonst: 0,54 Euro/kWh | Keine | Ladekarte, App |
Plugsurfing | 0,48 Euro/kWh | 0,64 Euro/kWh, Ionity: 0,89 Euro/kWh | Keine | Ladechip, App |
Shell Recharge | 0,46 Euro/kWh | Shell Recharge: 0,59 Euro/kWh, Ionity: 0,81/kWh, sonst: 0,64 Euro/kWh | Keine | Ladechip, App |
Nun weißt du, was es mit dem Laden auf sich hat, was du dafür brauchst und wie hoch die Preise in etwa sind. Doch wie läuft das Laden nun eigentlich ab? Das ist tatsächlich ganz einfach:
- Suche dir zunächst per App eine Ladesäule, checke ob ein Ladepunkt frei ist und lasse dich, wenn notwendig, zu ihr navigieren.
- Dort angekommen, parkst du an der Säule. Vergiss nicht, dass im öffentlichen Parkraum meist eine Parkscheibe notwendig und eine Höchstparkdauer festgelegt ist. Beachte also unbedingt die Beschilderung.
- Stecke nun dein mitgebrachtes Kabel zunächst ans Auto oder nimm das befestigte Kabel von der Säule und stecke es ins Auto.
- Melde dich nun bei der Ladesäule an. Das funktioniert auf zwei Arten:
Wähle in der App deines Anbieters die Ladesäule und anschließend den Ladepunkt aus. Starte dann den Ladevorgang.
Melde dich per NFC direkt an der Säule an. Halte dafür deine Ladekarte oder deinen Lade-Chip an das Lesegerät und warte, bis die Ladesäule die Anmeldung bestätigt. - Stecke nun das Kabel auch in die Ladestation, wenn es nicht fest installiert ist.
- Hat alles funktioniert, verriegeln Auto und Ladesäule das Kabel und das Laden beginnt.
Bist du mit dem Laden fertig, dann brauchst du den Vorgang nur per App oder über erneutes Vorhalten von Ladekarte beziehungsweise ‑Chip zu beenden. Elektroauto und Ladestation entriegeln das Kabel. Ziehe es heraus und nimm es mit oder stecke es wieder in die Ladesäule. Die Abrechnung erfolgt über das hinterlegte Zahlungsmittel deines Tarifs.
- Schone deinen Akku: Lithium-Ionen-Akkus fühlen sich besonders zwischen 20 und 80 Prozent wohl. Lädst du immer nur in diesem Bereich, dann maximierst du die Lebensdauer deines Akkus. Es ist natürlich nicht schlimm, wenn du dein Auto vor einer langen Fahrt zu 100 Prozent lädst, aber es lohnt sich auf lange Sicht, das nicht zu oft zu machen. Das gilt übrigens auch für Smartphones, Tablets & Co.
- Lade nicht zu oft schnell: Auch hier geht es wieder um die Lebensdauer deines Akkus. Häufiges Schnellladen kann schneller zu einem Leistungsabfall führen. Das hängt etwa mit der Hitzeentwicklung beim Laden zusammen. Gönne deinem Akku also so oft wie möglich das langsame Aufladen. Auch dieser Tipp lässt sich auf Smartphones und ähnliche Geräte übertragen.
- Lasse dein Auto nicht in der Kälte stehen: Die Temperatur spielt eine allgemein große Rolle bei Akkus. Die volle Reichweite deines Elektroautos erreichst du bei einer Lufttemperatur von rund 25 Grad, also bei angenehmer Wärme. Im Winter fällt die Reichweite rapide ab. Schaffst du im Sommer also etwa 300 Kilometer, können es im Winter nur noch rund 200 oder weniger sein. Lass dein Auto also, wenn möglich, nicht in der Kälte stehen. Aus einer warmen Garage heraus braucht der Akku schließlich nicht so lange, um warm zu werden. Willst du dein Auto im Winter draußen laden, dann mache das möglichst direkt nach der Fahrt, denn dann ist der Akku noch warm.
- Nutze die Rekuperation: Dein Auto kann sich sehr wahrscheinlich auch selbst laden. Beim Perpetuum Mobile sind wir aber natürlich noch nicht angekommen. Vielmehr gewinnt dein Fahrzeug durch Rekuperation einen Teil der Ladung zurück. Das gelingt durch eine clevere Nutzung der Verzögerungs-Energie. Dein Motor wird dann also kurzzeitig zum Generator. Für dich fühlt sich die Rekuperation wie ein sanftes Bremsen an. Nutze dies möglichst oft, um die Reichweite zu verlängern.
- Nimm dich vor verstecken Kosten in Acht: An manchen Ladesäulen fallen zusätzliche Gebühren pro Minute oder Anmeldung an. Überprüfe vor dem Ladevorgang, ob das der Fall ist. Außerdem gibt es an vielen Ladestationen auch eine sogenannte Blockierungsgebühr. Steht dein Auto besonders lang an einem Ladepunkt, musst du mit zusätzlichen Kosten rechnen. Informationen dazu findest du meist in der Lade-App deines Anbieters.
- Blockiere keine Ladepunkte: Damit die Elektromobilität funktioniert, braucht es Zugang zu öffentlichen Ladestationen. Damit der auch garantiert ist, solltest du die Ladepunkte nicht zuparken. Stelle dich nur dann auf die ausgewiesenen Parkplätze, wenn du auch laden möchtest. Eine andere Fahrerin oder ein anderer Fahrer eines Elektroautos wird es dir danken.
Das öffentliche Laden ist praktisch. Noch besser ist es, wenn du direkt bei dir zu Hause laden kannst. Um das zu ermöglichen, benötigst du aber einen Anschluss. Zwar geht grundsätzlich auch eine gesicherte Haushaltssteckdose, das Laden ist dann aber sehr langsam und das Verlegen des Kabels zum Auto auch nicht unbedingt einfach. Viel besser ist die Anbringung einer Wallbox an einem Stellplatz, Carport oder in einer Garage. Was du dafür brauchst und welche Regeln es dazu gibt, erfährst du in folgendem Artikel:
Zugegeben: Bei einem Elektrofahrzeug brauchst du etwas mehr Vorbereitung als bei einem Benziner, bevor du ihn zum ersten Mal „betankst“. Danach geht es aber umso einfacher. Aufladen kannst du an vielen Stellen, manchmal sogar ganz einfach während des Einkaufs. Die Abrechnung erfolgt über einen Tarif, du brauchst also unterwegs weder Bargeld noch eine Kredit- oder EC-Karte. Die Zahl der Ladestationen steigt stetig an, und das Laden an sich ist auch nicht kompliziert. Achte nur darauf, immer ein Typ-2-Kabel und deine Ladekarten oder das Smartphone mit den entsprechenden Apps der Anbieter dabei zu haben. Beachtest du die Tipps oben, schonst du zudem deinen Akku und sparst vielleicht sogar etwas Geld.