Apple hat seinen AirPods in der dritten Generation einen neuen Look und neue Funktionen spendiert. Dadurch sind die Kopfhörer technisch deutlich näher an den Pro-Modellen als das bisher der Fall war. Entsprechend ist auch der Preis etwas angestiegen. Doch vielleicht ist der sogar gerechtfertigt. Ich habe die AirPods mit in den Urlaub genommen und an der rauschenden Nordsee sowie danach im Alltag ausprobiert. Wie gut mir die Kopfhörer gefallen haben, soll dieser kleine Praxistest zeigen.
Das Thema Audio ist mit viel Emotionalität verbunden. Das zeigen immer wieder Gespräche in Foren und im echten Leben. Die Ansprüche und Geschmäcker gehen dabei so weit auseinander, wie das bei Musik der Fall ist. Eine Person mag kräftige, fast schon übertriebene Bässe, eine andere ist vielleicht auf ein möglichst neutrales Klangbild aus. Für Person A muss es die bestmögliche Qualität sein, weil sie es sich zutraut, die feinsten Nuancen herauszuhören, einer anderen reicht Streaming in durchschnittlicher Qualität vollkommen aus. Würde ich mich als audiophil bezeichnen? Wohl eher nicht. Anspruchslos bin ich aber sicher auch nicht. Ich mag warme Bässe, finde klirrende Höhen schrecklich und komme vor allem mit einem zu „flachen“ Sound nicht gut klar. Anders gesagt: Ich mag es relativ ausgewogen (mit leichtem Hang zu einem Plus an Bass) mit vernünftiger Qualität. Kopfhörer sollten das bieten. Mit meinen Sony WH-1000XM3 bin ich recht zufrieden, lieber noch bin ich aber Teil im heimischen Stereo-Dreieck mit klassischen Passiv-Lautsprechern und einer vernünftigen Quelle.
Ich denke es ist wichtig, dass dies vor dem Praxistest gesagt ist. So verstehst du vielleicht meine persönliche Sichtweise etwas besser und kannst für dich ableiten, ob das genannte Produkt eine Option ist – oder eben nicht.
Schon die kleine Verpackung verrät es: Die AirPods der dritten Generation sind geschrumpft. Nach dem Auspacken hatte ich entsprechend auch ein kleineres Ladecase in der Hand. Das passt locker in die Hosen- oder Jackentasche und ist so immer mit dabei. Eine kleine LED zeigt beim Aufklappen kurz den Ladestatus an. Die Ohrhörer selbst wirken nach dem Herausnehmen fast schon winzig. Die Stiele sind deutlich kürzer als bei der zweiten Generation, was mir sehr gut gefällt. Im Ohr sind die AirPods unauffällig. Außerdem ist eine gewisse Wertigkeit zu spüren, die allerdings auch den anderen Modellen der Reihe nicht abzusprechen ist. Optisch sind es aber, zumindest für mich, bisher die hübschesten AirPods.
Die AirPods sind keine echten In-Ears, wodurch sie nicht so fest im Ohr sitzen. Das kann bei manchen Personen ein Problem sein, denn der Halt ist vielleicht nicht wie erhofft gegeben. In meinen Ohren sitzen sie gut – sogar so gut, dass ich oft vergesse, dass ich sie trage. Eine Mitschuld daran hat wohl auch das sehr geringe Gewicht von nur 4,28 Gramm pro Ohrhörer. Ein Drücken oder ähnliches verspüre ich auch nach mehreren Stunden nicht.
Der Sprühregen am Meer machte den AirPods übrigens nichts aus. Schwimmen ist mit den IPX4-zertifizierten Geräten aber nicht drin – wollte ich in der eiskalten Nordsee ohnehin nicht.
Ich will ehrlich sein: Beim Anblick der AirPods kommen mir immer die alten Earpods in den Sinn, die bei älteren Smartphones und Tablets von Apple im Lieferumfang enthalten waren oder die es günstig im Handel zu kaufen gab. Was den Klang angeht, waren die eher schwach auf der Brust. Ein warmes Bild zeichnete sich da nicht ab. Die AirPods zeigen, dass sie technologisch eine ganz andere Nummer sind. Die verbauten Treiber liefern zwar ohne manuelle Feinabstimmung keine drückenden Bässe, verschlucken sie aber auch nicht komplett. Für mich ein gesunder und angenehmer Mittelweg. Ähnlich verhält es sich auch mit dem restlichen Dynamikumfang. Für kabellose Kopfhörer ist der gebotene Sound mehr als ordentlich. Und sind wir mal ehrlich: Audiophile Menschen greifen ohnehin zu kabelgebundenen Modellen, weil sie auf verlustfreie Übertragung achten.
Apples neues Lossless für den Dienst Apple Music kommt bei den AirPods nämlich nicht wirklich an. Das kann der verwendete Codec AAC (Advanced Audio Coding) einfach nicht leisten. Was allerdings funktioniert, ist Spatial Audio. In die AirPods eingebaute Beschleunigungssensoren und Gyroskope ermitteln Kopfbewegungen und verändern somit die „Richtung“, aus der die Töne kommen. Das geschieht, wie auch das 3D-Audio selbst, rein virtuell. Bei manchen Musikstücken klingt das durchaus gut und sorgt für ein positiveres Hörerlebnis. Allerdings gilt das eben nicht für alle Lieder. Es lohnt sich also, ein wenig zu probieren. Die entsprechende Einstellung versteckt sich übrigens in den Einstellungen des verbundenen iOS-Geräts. So richtig „on the fly“ funktioniert der Wechsel also nicht.
Außerdem wäre da noch der Adaptive Equalizer (EQ), der die Form der Ohren bei den Einstellungen berücksichtigt. Ob das allerdings in der Praxis wirklich für besseren Klang sorgt, ist schwer zu sagen, denn die Funktion lässt sich nicht deaktivieren. Überhaupt keine Option ist Noise Cancelling, denn das beherrschen die AirPods der dritten Generation nicht. Das ist wohl auch der größte Unterschied zu den AirPods Pro. Wer in lauten Umgebungen Musik hören will, stößt mit den Kopfhörern so schnell an seine Grenzen. Das wilde Meeresrauschen der Nordsee im November drang beim Spaziergang über den Strand entsprechend durch, genau wie der pfeifende Wind. Wirklich gestört hat mich das nicht. Wer aber viel und oft neben großen Straßen unterwegs ist, greift doch lieber zu den Pro-Modellen.
Einer der Hauptgründe für die Anschaffung von True-Wireless-Kopfhörern ist nicht selten das Telefonieren. Die Geräte sind bei Bedarf schnell zur Hand, die dann frei bleibt. Und auch hier machen die AirPods eine gute Figur. Ich war für mein Gegenüber stets klar verständlich, und für mein vom unterdrückten Dialekt kommendes Nuscheln können eben auch die besten Mikrofone nichts ausrichten. Ernsthaft: Hier gibt es nichts an den AirPods auszusetzen. Das gilt für alle Verbindungen über das Smartphone, aber auch über einen Laptop oder ähnliches. Verbinden lassen sich die AirPods schließlich nicht nur mit Apple-Geräten, sondern per Bluetooth auch mit vielen anderen.
Das Thema Akku ist bei True-Wireless-Kopfhörern natürlich sehr wichtig. Wirklich Probleme machte der für mich aber im Alltag nie: Musik hören, ein Meeting, danach vielleicht eine kurze Pause, in der die AirPods im Case wieder Saft tanken. All das funktioniert in der Praxis sehr gut. Aufladen lässt sich das Case über ein Lightning-Kabel oder kabellos per Magsafe. Apple verspricht bis zu 30 Stunden Laufzeit mit Zwischenladungen im Case. So oft muss es also nicht an den Strom. Übrigens: Die AirPods der dritten Generation laufen länger als ihre Vorgänger und die teureren AirPods Pro.
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