Die Realität ist nicht genug
Was Augmented Reality schon kann - und was noch nicht
Sessel verschieben, Sofa platzieren, Teppich verlegen – aber alles ohne Schleppen, Schieben, Schwitzen. Klingt ganz gut, oder? Jeder, der schonmal ein Zimmer eingerichtet hat, weiß, wie schweißtreibend das Ganze sein kann und wie ernüchternd das Gefühl ist, das Interieur, schnaufend, zu betrachten … und sich dann leise zu sagen: „Das ist es irgendwie nicht.“
Aus dem Silicon Valley rollt eine neue Technologie heran, die das lästige Umbauen reduzieren kann – indem sie schon vor der Bestellung einen Eindruck von Form, Material und Dimension eines Produkts vermittelt: Augmented Reality, die Erweiterte Realität, bei der die echte Welt um virtuelle 3D-Objekte erweitert wird. So richtig neu ist das ehrlicherweise nicht. AR gibt’s schonmal Anfang der 2000er. Damals hat man Marker in die Webcam gehalten, und der Computer hat simple Bildchen darauf platziert, die dann mit dem Marker auch durch das Bild wanderten.
Heute ist AR natürlich weiter. Und mobil. Das liegt vor allem daran, dass die beiden Großen sich des Themas angenommen haben. Apple hat mit seinem AR Kit einen umfangreichen Entwicklerbaukasten konzipiert, Google mit ARCore.
Pokémon Go ist nichts dagegen
Was die Technologie besonders macht: Sie erkennt, wo der Boden ist und welche Objekte sich im Raum physikalisch wie verhalten müssten – ganz anders als zum Beispiel AR-Spielereien wie Pokémon Go, die einfach zweidimensionale Cartoons in der Mitte eines echten Bilds platzieren.
Erst die intelligente Software, die ohne zusätzliche Linsen, Laser oder andere Instrumente funktioniert, macht aus einem zweidimensionalen Kamerabild eine räumliche 3D-Darstellung. Und erst in einer räumlichen Darstellung verhalten sich 3D-Modelle physikalisch so, als wären sie wirklich da.
Genau das macht jetzt yourhome AR, eine kostenlose App für iPhones und Android-Geräte (zum App-Store, zum Google Play Store). Die AR-App von OTTOs Möbel-Spezialshop vermisst in Echtzeit den Raum, den der Nutzer durch sein Smartphone betrachtet, und erkennt, wo Wände sind, wo schon andere Möbel stehen – und wo dementsprechend keine virtuellen 3D-Objekte platziert werden können. Ob das Sofa wirklich in die dafür vorgesehene Ecke passt? Ob die Farbe wirklich mit der Wand harmoniert? Konnte man früher erst feststellen, wenn das wuchtige Stückschon geliefert war – aber besser ist es für alle Beteiligten, wenn schon der erste Eindruck möglichst gut ist. Augmented Reality will dabei helfen.
Und nun?
Wie geht’s nun weiter mit Augmented Reality bei OTTO? Zunächst einmal geht es darum, noch mehr Produkte in die erweiterte Realität zu bringen. Das ist zumindest noch eine Herausforderung, die Augmented Reality den großen Unternehmen noch stellt: Ein neues Produkt als detailliertes 3D-Modell mit Stofftexturen und kleinen Details umzusetzen, ist noch ziemlich aufwändig. Dafür braucht es vor allem auch Skills, die in großen Handelsunternehmen zumindest mal nicht beheimatet sind: 3D-Designer, Spieleentwickler oder andere Experten für virtuelle Welten. OTTO investiert gerade mehrere Millionen Euro in computergenerierte 3D-Welten.
Der langfristige Ausblick der Macher: Die Investments in AR- und VR-Technologien müssen nicht sofort zum Umsatz beitragen und Gewinne erwirtschaften. Stattdessen geht es den AR-Pionieren bei Yourhome darum, die Technologie aus Kundensicht zunächst möglichst gut zu verstehen und für die nächsten Entwicklungsschritte daraus zu lernen. Denn nur AR-Technologie allein wird die Realität noch nicht überflüssig machen; erst wenn sie ideal mit hochdetaillierten 3D-Bilderwelten und den dahinter liegenden Shopsystemen verknüpft ist und aus der Kombination aller Fakten ein echter Mehrwert für den Kunden entsteht – dann kann AR wirklich eine Erweiterung sein, eine Erweiterung der guten, alten Realität.