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50 Prozent der offenen Tech-Stellen mit Frauen besetzen
Technologie

50 Prozent der offenen Tech-Stellen mit Frauen besetzen

IT – eine reine Männerdomäne? Dr. Michael Müller-Wünsch (MüWü), CIO bei OTTO will das ändern

Autorin Eugenia Mönning Lesedauer: 3 Minuten
Deutschland tut sich immer noch schwer, Mädchen frühzeitig für Tech-Themen zu begeistern oder IT-Studiengänge und Tech-Berufe für Frauen attraktiv zu gestalten. Dr. Michael Müller-Wünsch (MüWü), CIO bei OTTO, möchte Veränderungen schaffen und ruft ein ehrgeiziges Ziel aus

MüWü, Women in Tech ist dein Herzensthema. Warum?

MICHAEL MÜLLER-WÜNSCH: Das hat unterschiedliche Gründe: Aus unternehmerischer Sicht halte ich das Potenzial von vielfältig aufgestellten Teams schon lange für äußerst relevant. Und mit vielfältig meine ich nicht nur unterschiedliche Geschlechter, Altersstrukturen oder Nationalitäten. Auch vom Mindset und der Persönlichkeit brauchen wir möglichst viele unterschiedliche Arten von Menschen. Außerdem habe ich eine 16-jährige Tochter und erlebe hautnah, welche teilweise überholten Rollenvorstellungen immer noch in den Köpfen mancher Eltern, Lehrer*innen und somit auch der Kinder selbst verankert sind. Das möchte ich gerne ändern und einen Beitrag dazu leisten.

Bei OTTO haben wir 28 Prozent Frauen in der IT und liegen damit über dem Bundesdurchschnitt. Reicht das schon?

Auf gar keinen Fall! Für das laufende Geschäftsjahr haben wir uns das Ziel gesetzt, mindestens 50 Prozent der neu ausgeschriebenen Stellen mit Frauen zu besetzen.

Das ist ganz schön ambitioniert, oder?

Ja, das muss es auch sein, wenn wir es wirklich ernst meinen. Nur 19 Prozent der Informatik-Absolvent*innen sind Frauen, dementsprechend bewerben sich bei uns per se viel mehr Männer. Entsprechend müssen wir unsere Ansprache von weiblichen Fachkräften weiterausbauen.

Wie sollen die 50 Prozent dann erreicht werden?

Durch unterschiedliche Herangehensweisen. Ich habe mit unserem Recruiting vereinbart, dass wir bewusst in Kauf nehmen, dass sich die Time-to-hire erhöht. Aussagen wie „Es gab keine geeigneten Frauen“ sind nicht akzeptabel. Wir müssen noch sorgfältiger und vielleicht auch länger nach ihnen suchen und noch deutlicher machen, warum es für Frauen so attraktiv ist, mit OTTO ihren Berufs- und Lebensweg zu gestalten. Zusätzlich unterstützen wir Frauennetzwerke, sind Sponsor für Veranstaltungen, kooperieren mit Initiativen wie neue fische und veranstalten jedes Jahr die developHER, unser eigenes Weiterbildungsformat. Damit möchten wir mehr Frauen für Tech-Themen begeistern und ihnen auch einen Quereinstieg in die IT ermöglichen. Außerdem arbeiten wir eng mit der Hacker School und Universitäten zusammen, um auch bei Mädchen und Studentinnen frühzeitig die Lust auf IT zu fördern.

Was würdest du Frauen raten, die über einen Wechsel in Tech-Bereiche nachdenken?

Super, ihr seid auf dem richtigen Weg und beschäftigt euch mit einem spannenden, facettenreichen Berufsfeld, in das ihr eure Expertise einbringen und neue Perspektiven erschließen könnt. Wir suchen auch Quereinsteigerinnen und sind bereit, mit Weiterbildungen zu unterstützen. An dieser Stelle möchte ich auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hervorheben: Die Technologie-Domäne bietet durch die Digitalisierung und die lang erprobten, agilen Arbeitsmethoden und Strukturen oft vielfältigere Gestaltungsmöglichkeiten für den ganz persönlichen Lebensweg als viele andere Bereiche. Und zu guter Letzt ein Irrglaube: Ich höre oft „Ich kann doch gar nicht programmieren“ – und das nicht nur von Frauen. Für viele Jobs in der IT braucht es gar keine Programmierkenntnisse, nur Lust, sich in Tech-Themen einzuarbeiten und ein Verständnis dafür zu entwickeln.

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