„Das vernetzte Auto bietet viel Potenzial“
Interview mit Tech-Experte Sascha Pallenberg
Sascha, welche Tech-Trends sind in Asien gerade richtig angesagt?
Ganz klar der Messenger als Zentrale für alle mobilen Online-Aktivitäten. Wer sich einmal anschaut, wie Line, aber besonders We-Chat, funktionieren, erkennt sehr schnell, dass diese Apps für viele User in Asien faktisch das Internet sind. Egal, ob Mobile Payment, die Buchung von Tischen in Restaurants, der Kauf von Kinokarten oder Uber-Fahrten, aber auch komplexere Services und Einkäufe – alles erledigt ein Großteil der Menschen in Asien komplett im Messenger.
Aus deiner Expertensicht: Welche Technologie steht heute vor einer ähnlich rasanten Entwicklung wie das Smartphone im Jahr 2008?
Das wird sicherlich das Thema Künstliche Intelligenz sein. Aber so, dass wir es kaum merken. Schon innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre wird die überwiegende Mehrheit der Interaktionen mit Kunden über eine künstliche Intelligenz abgewickelt. Das mag sich erstmal erschreckend anhören, aufzuhalten ist es aber nicht. Deshalb ist es wichtig, dass es hier klare Regeln und Kennzeichnungen gibt, die ich schon seit längerem fordere.
Wie unterscheidet sich ein Freitagnachmittag im Stau auf der A2 im Jahr 2030 zu heute?
Im Jahr 2030 wird es kaum noch Staus geben. Automatisierte Fahrzeuge in Kombination mit einer intelligenten Verkehrsführung werden Stillstand auf der Straße vermeiden. Für uns Autofahrer bedeutet dies, wir werden schneller, erholter und damit auch ausgeglichener unsere Ziele erreichen.
Der Markt für Passenger-Economy wird riesig sein.
Welche Tech-Trends verbinden zukünftig die Themen Auto und E-Commerce?
Wir werden bei den vernetzten Fahrzeugen den Einzug der Plattform-Ökonomie erleben. Services werden per App direkt im Auto bestellt, aber auch Medieninhalte oder Serien konsumiert. Auch bisher noch schwerlich vorstellbare Varianten sind möglich. Ich spreche jetzt mal sehr visionär, aber warum nicht mit einem automatisierten Fahrzeug kostenlos in die Stadt fahren, wenn man in einem bestimmten Restaurant Essen geht? Nennen wir dieses Beispiel nicht Plattform-Ökonomie, sondern Passenger-Economy. Der Markt dafür wird riesig sein.
Inwiefern vernetzt die Digitalisierung auch Traditionsunternehmen wie OTTO und Daimler, die auf den ersten Blick in völlig unterschiedlichen Branchen zu Hause sind?
Warum sollten unsere Kunden nicht in Zukunft die Möglichkeit haben, sich auf otto.de Produkte anzuschauen und einzukaufen, während sie in unseren Autos unterwegs sind? Wohlgemerkt erst, wenn das automatisierte Fahren marktreif ist und es nicht ablenkt, sprich der Hauptfokus nicht mehr auf dem Verkehr liegen muss. Ich sehe hier großes Potenzial für zukünftige Partnerschaften.