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Dr. Frederike Fritzsche über ihre neue Rolle als Chief Tech Transformation Officer
Technologie

Dr. Frederike Fritzsche über ihre neue Rolle als Chief Tech Transformation Officer

Welche Rolle spielt die Unternehmenskultur, um KI in den Arbeitsalltag zu integrieren?

Autor Roman Oncsak
In den dynamischen Entwicklungen rund um KI im Unternehmenskontext übernimmt Dr. Frederike Fritzsche eine Schlüsselrolle bei OTTO. Richtete sich ihre Tätigkeit als Tech Ambassador bislang nach außen, wird sie nun als Chief Tech Transformation Officer Mitarbeitende zum Einsatz von GenAI und Co. befähigen. Im Interview spricht Frederike darüber, wo Unternehmen dafür ansetzen müssen und welche kulturellen Stellschrauben es braucht, um KI flächendeckend in Arbeitsprozesse zu integrieren.

Frederike, bitte beschreibe deine neue Rolle als Chief Tech Transformation Officer bei OTTO.

In dieser neuen Position geht es mir vor allem darum, Mitarbeitende für KI und insbesondere GenAI zu begeistern und sie für die Anwendung zu befähigen. Mein Ziel ist es, die Potenziale der Technologie im Daily Business aufzuzeigen. Dafür schaue ich gemeinsam mit den Abteilungen auf konkrete Anwendungsbereiche, um zu prüfen, wo sie GenAI sinnvoll in ihre Arbeit integrieren können, um Effizienzgewinne zu erzielen. Wenn Mitarbeitende im Daily Business GenAI einsetzen, dann ist die Grundlage dafür gelegt, dass sie auch Ideen für den Einsatz von GenAI für das Unternehmen entwickeln. Ein zentraler Teil meiner Arbeit ist es deshalb auch, Vernetzungsmöglichkeiten zu schaffen, damit Mitarbeitende sich auch untereinander zu relevanten KI-Themen austauschen und voneinander lernen können.

Die Einführung neuer Technologien fordert auch immer eine Kultur, die dafür offen ist. Wie können Unternehmen diese schaffen?

Der kulturelle Aspekt liegt jedem Transformationsprozess zugrunde. Die Technologien allein bringen noch keinen Wandel. Es braucht ein Verständnis für die Anwendungen, für ihre Notwendigkeit und ihre Potenziale. Unternehmen müssen ihre Mitarbeitenden auf dieser Transformationsreise mitnehmen. Dafür ist ein ausreichendes Informationsangebot entscheidend, denn nur so lassen sich Hemmungen im Umgang mit neuen Tools abbauen. Weiterbildungsmöglichkeiten, Wissensaustauschformate oder auch die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern können dabei helfen, die Mitarbeitenden für KI zu begeistern und im Umgang mit der Technologie zu schulen. Ganz konkret haben wir ein GenAI-Ambassadoren-Programm gestartet, um sicherzustellen, dass wir in allen Fachbereichen Multiplikator*innen in die Wirkung bringen können.

Hierbei geht es aber vor allem auch um den bidirektionalen Austausch: Auf der einen Seite steht der Wissenstransfer aus der IT in den Fachbereich, auf der anderen Seite die Ideen, die von den Expert*innen aus den Abteilungen kommen.

Wie stellt ihr diesen Wissenstransfer sicher?

Wir haben zu dem einen Schulungsnavigator entwickelt, bei dem man sich Personas zuordnet und so genau die Schulungen für sich findet, die zum Wissenstand und zum Ziel passen. So erhalten wir einen guten Überblick darüber, wo noch Lücken im Schulungsangebot bestehen. Beispielsweise konnten wir so identifizieren, dass der Bedarf an Schulungen für Entwickler*innen noch ausbaufähig war. Es ist immer ratsam, die Führungskräfte frühzeitig an Board zu holen. Derzeit führen wir die zweite Edition unserer Führungskräfte-Schulung durch.

Unternehmen müssen ihre Mitarbeitenden auf dieser Transformationsreise mitnehmen. Dafür ist ein ausreichendes Informationsangebot entscheidend, denn nur so lassen sich Hemmungen im Umgang mit neuen Tools abbauen.

Naturgemäß gibt es immer Mitarbeitende, die – im Falle von beispielsweise IT-Expert*innen schon qua ihrer Rolle – technologieaffiner sind als andere. Droht eine Kluft zwischen KI-Anwender*innen und Nicht-Anwender*innen?

Genau da setze ich in meiner Rolle an. Wir müssen innerhalb der Organisation ein „Level Playing Field“ für den Einsatz von KI schaffen. OTTO hat mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Arbeit mit der Technologie. Wir setzen über 70 KI-Produkte in praktisch sämtlichen Wertströmen ein. An ihrer Entwicklung arbeiten täglich mehr als 100 KI-Expert*innen. Aber spätestens seit GenAI ist die Arbeit mit KI eben nicht mehr nur den Expert*innen vorbehalten: Der Bundesarbeitsminister hat schon vor mehr als einem Jahr prognostiziert, dass 2035 kaum ein Jobprofil mehr ohne KI auskommen wird. In jedem Fall glaube ich, dass es kaum einen Tätigkeitsbereich gibt, in dem die Mitarbeitenden nicht einen Effizienzgewinn durch GenAI und Co. erzielen können. Und für diese Möglichkeiten möchte ich sensibilisieren, gleichzeitig aber auch dafür sorgen, dass Mitarbeitende die Chance haben, sich die nötigen Kenntnisse anzueignen.

In jedem Fall glaube ich, dass es kaum einen Tätigkeitsbereich gibt, in dem die Mitarbeitenden nicht einen Effizienzgewinn durch GenAI und Co. erzielen können.

Welche Tipps hast du für Unternehmen, die noch am Anfang ihrer KI-Reise stehen?

Der Einsatz von KI muss auf die Agenda des Managements gesetzt werden. Erst wenn die Geschäftsführung und die Führungskräfte an Bord sind und das Potenzial verstehen, können sie das Thema in die Organisation tragen und die kulturellen Weichen für den Einsatz von KI stellen. Es ist auch wichtig, eventuelle Sorgen der Belegschaft im Zusammenhang mit KI zu adressieren. Auch hier sind ein ausreichendes Informationsangebot und der offene Austausch entscheidend. Nur im Dialog lassen sich Bedarfe ermitteln und herausfinden, in welchen individuellen Anwendungsbereichen KI unterstützen kann. Auf keinen Fall sollten GenAI und Co. zum Selbstzweck implementiert werden.

OTTO hat vor geraumer Zeit ausgeblobt, den Frauenanteil in der IT massiv zu erhöhen. Wie wichtig ist Diversität im Technologiebereich?

Insbesondere im Kontext der KI hat Diversität noch einmal an Relevanz gewonnen. Die Frage, wer eigentlich die Modelle trainiert, die uns im Alltag helfen sollen, rückt weiter in den Vordergrund. Auch hier muss unser Ziel ein „Level Playing Field“ sein. Denn nur, wenn Menschen unterschiedlicher Herkunft, soziodemographischer Hintergründe, Geschlechter und geschlechtlicher Identitäten diese Anwendungen programmieren, können wir sicherstellen, dass diese weder bevorzugen noch diskriminieren. Nur so können alle Anwender*innen gleichermaßen von diesen Lösungen profitieren.

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