Die Höhle der Löwen: Mit dem Sieb zum Sieg
Er selbst bezeichnet sich als „ganz normaler Student, der allerdings sehr genau auf Technik achtet“. Doch wer Tobias reden hört, merkt schnell: Der junge Mann ist alles andere als Durchschnitt. Tobias ist eher so der Typ Macher. Und was er macht, macht er ordentlich – und mit ordentlich Tempo. Denken. Sprechen. Dinge erfinden, die den Alltag noch etwas bequemer machen.
Der 20-Jährige, der fast zwei Meter misst, hat einen Blick für Probleme. Und er hat das richtige Händchen und genügend Geschick, um diese zu lösen. Mit solch ausgetüftelten Erfindungen wie "Catch>>Up", dem Staubsauger-Kleinteilefilter, mit dem es Tobias gerade in Deutschlands beliebteste Gründershow geschafft hat. Dieser kommt ins Spiel, bevor der Staubsauger aufsaugt, was nicht aufgesaugt werden soll – Lego, Schrauben, Ohrringe zum Beispiel. Als cleverer Filter weiß Tobias Erfindung in solchen Fällen genau, was zu tun ist: das versehentlich Aufgesaugte retten bevor es für immer im Staubsaugerbeutel gefangen ist. Deshalb separiert Catch>>Up alles, was kein Dreck ist, fein säuberlich in ein durchsichtiges Plastikgehäuse. So ordentlich und akkurat wie der Erfinder selbst.
Den Deal mit Löwe und Unternehmer Ralf Dümmel hat Tobias seit Dienstagabend sicher – und Dümmel damit einen Gründer gewonnen, der vor Ideen nur so sprudelt. Vor einigen Monaten erst, als Tobias noch Schüler war, hat er in monatelanger Detailarbeit eine mobile Messstation entwickelt, mit der Schadstoffe in der Luft nachgewiesen werden können. Zwischen 30.000 und 40.000 Euro ist diese Erfindung inzwischen wert, außerdem mehrfach preisgekrönt, unter anderem durch die Stiftung Jugend forscht.
Hausverbot im Elektromarkt
Angefangen hat alles im Keller seiner Eltern im Bergischen Land in Nordrhein-Westfalen; bezeugen können das wohl auch die Nachbarn seiner Familie. „Wenn ich eine Idee habe, muss ich auch sofort damit beginnen, sie umzusetzen. Also wirklich sofort. So bin ich einfach“, erzählt Tobias so euphorisch, dass sich seine Begeisterung beinahe automatisch auf seine Gesprächspartner überträgt. „Einmal bin ich mitten in der Nacht in unsere Werkstatt gegangen und habe wohl so laut gesägt, gehämmert und gebohrt, dass plötzlich alle Nachbarn mit mir im Keller standen.“ Die mussten auch herhalten, als Tobias für die Entwicklung von Catch>>Up sämtliche Staubsauger ausmessen und auf ihre Passform untersuchen wollte. Schließlich sollte der Filter am Ende mit möglichst vielen Geräten kompatibel sein.
„Wenn ich eine Idee habe, muss ich auch sofort damit beginnen, sie umzusetzen. Also wirklich sofort. So bin ich einfach“
Genau deshalb hat der junge Erfinder sogar mal ein Hausverbot kassiert, in einem Elektromarkt, der in seiner Filiale mehr Staubsauger unterschiedlichster Hersteller anbietet als alle Nachbarn zusammen. Als Tobias immer wieder in das Geschäft ging, um seine Erfindung in jeder Entwicklungsstufe am realen Objekt zu testen, wurde es dem Ladendetektiv irgendwann zu bunt.
Fast zwei Jahre hat’s gedauert bis Catch>>Up zu dem wurde, was es heute ist. Zwei Jahre, in denen Tobias immer wieder recherchiert hat, sich mit Freunden, Familie und Experten ausgetauscht, mit Staubsauger-Herstellern und diversen Unternehmern gesprochen und den Prototypen immer wieder angepasst hat. In den selben zwei Jahren hat er parallel dazu sein Abitur gemacht, ein Studium in Industriedesign angefangen und begonnen, als Dozent an einer Junior-Universität Seminare zum Thema Virtual Reality zu geben.
Wie gesagt: Tobias ist eher so der Typ Macher.