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Biokraftstoff bei Seefracht: „Wir sparen 700.000 Kilogramm CO₂“
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Biokraftstoff bei Seefracht: „Wir sparen 700.000 Kilogramm CO₂“

Weniger Schiffsdiesel, dafür mehr Biokraftstoff: Auf diese Weise senkt OTTO ab sofort die Emissionen bei Seetransporten

Autorin Viktoria Rüpke Lesedauer: 1 Minute
OTTO senkt ab sofort die Emissionen bei Seetransporten. Möglich macht dies eine Kooperation mit GoodShipping, einer Initiative aus den Niederlanden. Ein Gespräch mit Gesa Beckmann, Klimaschutzexpertin im OTTO-Nachhaltigkeitsteam und Tina Trinks von GoodShipping

Hallo Gesa, hallo Tina, Biokraftstoff aus Abfällen statt Schiffsdiesel und Schweröl, das klingt erstmal gut fürs Image. Aber wie hoch ist das CO₂-Einsparpotenzial wirklich?

Gesa Beckmann: Zuallererst: Es geht uns gar nicht nur um CO₂, sondern auch um Schadstoffe wie Stickstoffdioxiden und Feinstaub. Das wird schnell übersehen, ist aber genauso wichtig. Grundsätzlich sparen die von GoodShipping verwendeten Biokraftstoffe bis zu 90 Prozent CO₂-Emissionen ein, verglichen mit konventionellen Treibstoffen wie Schiffsdiesel. Seefracht macht bei OTTO mit über 75 Prozent den mit Abstand größten Teil der Langstreckentransporte aus. Tendenz steigend, auch weil unser Luftfrachtanteil nur noch bei unter 2 Prozent liegt und weiter sinkt. Das Potenzial der Kooperation ist also riesig.

Was heißt das konkret?

Gesa: Im Laufe des aktuellen Geschäftsjahres erhöhen wir den Biokraftstoffanteil unserer Seefracht auf bis zu 15 Prozent. Konservativ gerechnet sparen wir dadurch mindestens 700.000 Kilogramm CO₂.

Tina, ihr kümmert euch bei GoodShipping darum, CO₂-Emissionen im Schiffsverkehr zu reduzieren, dass Frachtschiffe mehr Biokraftstoff tanken. Wie geht ihr das an?

Tina Trinks: Unser Ziel ist die Dekarbonisierung der Schifffahrtsindustrie. Das wird erreicht, in dem wir unseren Kunden die Möglichkeit bieten, die Emissionen beim Transport ihrer Waren zu reduzieren. Wir verfolgen den Grundsatz des „Carbon Insetting“. Das bedeutet: Wir reduzieren CO₂-Emissionen nicht irgendwo, sondern direkt dort, wo sie entstehen – also in der Lieferkette und ganz konkret beim Schiffstransport. Das erreichen wir, indem wir fossile Brennstoffe durch Biokraftstoffe ersetzen. Unser Ziel ist die Dekarbonisierung der Schifffahrtsindustrie. Dafür kooperieren wir eng mit der Wirtschaft.

Wir verfolgen den Grundsatz des „Carbon Insetting“. Das bedeutet: Wir reduzieren CO₂-Emissionen nicht irgendwo, sondern direkt dort, wo sie entstehen

Also steht ihr jetzt täglich an der Zapfsäule im Hafen?

Tina: Leider nein. Das Tanken übernimmt unser Schwesterunternehmen GoodFuels mit seinen Tankschiffen, in denen Biokraftstoff eingelagert ist. Sobald ein Schiffseigner Biokraftstoff bestellt, fährt das Tankschiff zu dem jeweiligen Frachter und startet die Betankung.

Im Hamburger Hafen sind uns Tankschiffe von GoodFuels aber noch nicht begegnet.

TINA: Das stimmt, denn die Betankung der Schiffe erfolgt bislang zentral in Rotterdam. Dort haben wir unsere Infrastruktur und dort bauen wir weiter aus.

Also fährt jedes Schiff erst nach Rotterdam, um dort mit Biokraftstoff betankt zu werden? Ökologisch ist das nicht.

TINA: Kein Schiff fährt dafür extra Wege und das muss es auch nicht. Unser Modell basiert auf dem Massenbilanz-Prinzip. Viele kennen das vom Ökostrom: Auch wenn ein*e Kund*in nicht weiß, ob der Strom, der gerade aus der Steckdose kommt, direkt aus erneuerbaren Energien gewonnen wurde oder nicht, steigt dennoch der Ökostrom-Anteil im Gesamtnetz. Genauso machen wir das auch beim Schiffstreibstoff: Wir nutzen den von OTTO eingekauften Biosprit dafür, um Schiffe zu betanken – egal, ob sie OTTO-Ware geladen haben oder nicht.

Ihr betankt auch Frachter, die mit OTTO nichts zu tun haben? Aber wie hilft das dann OTTO, seine Emissionen zu reduzieren?

TINA: Wir wollen den Schiffstransport verändern und die Energiewende beschleunigen, denn wir betrachten den Gesamtkontext. Unserer Atmosphäre ist es völlig egal, ob Emissionen von einem Frachter mit OTTO-Waren stammen oder von einem anderen Schiff. Emission ist Emission und Emissionen sind schlecht. Es spielt also keine Rolle, welches Schiff den von OTTO gekauften Biokraftstoff tankt. Entscheidend ist, dass insgesamt, weltweit gesehen, mehr Schiffe mit Biokraftstoff fahren. Der Biokraftstoff, den OTTO einkauft, sorgt auch auf jedem anderen Hochseeschiff für eine CO₂-Reduzierung – und kann deshalb auch OTTO positiv angerechnet werden. Sie haben den schließlich bezahlt und dadurch Schiffsdiesel ersetzt.

Wenn ihr von Biokraftstoff sprecht: Was genau ist das?

TINA: Wir nutzen ausschließlich Biokraftstoff, der nach den weltweit führenden Systemen zertifiziert wurde und ausschließlich aus ebenfalls zertifizierten Rohstoffen besteht, die als Abfälle oder Rückstände gekennzeichnet sind. Das sind zum Beispiel Altspeiseöle. Es gibt keine Probleme mit der Landnutzung, keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion und keine Abholzung von Wäldern.

Kann Biokraftstoff konventionellen Schiffsdiesel komplett ersetzen oder zerstört das auf Dauer die Schiffsmotoren? Das wäre dann ja auch nicht nachhaltig.

TINA: Moderne Schiffe sind problemlos in der Lage, mit 100 Prozent Biokraftstoff zu fahren. Technische Anpassungen, etwa an den Motoren, sind nicht erforderlich.

Warum wird dann immer noch so viel Schiffsdiesel genutzt?

Gesa: Solche Umstellungen sind immer auch eine Kostenfrage. Schon 15 Prozent Biokraftstoff kosten uns viel Geld, eben weil Biosprit mehr kostet – und die Kooperation mit GoodShipping ist nur eines von vielen Klimaschutzprojekten. Wir arbeiten parallel auch an anderen Stellen daran, Emissionen zu vermeiden oder zu senken, etwa beim Paketversand. Auch das kostet Geld und Geld ist endlich, auch bei uns. Alles auf einmal können wir nicht verändern, aber wir sind auf einem guten Weg. Und wir werden sicher noch besser werden.

Plant ihr also den Anteil von Biokraftstoff in der Seefracht weiter zu erhöhen?

Gesa: Das ist denkbar. Jetzt aber wollen wir erst mal die aktuellen Maßnahmen ins Laufen bringen. Wenn es uns wie geplant gelingt, in den nächsten 12 Monaten die Schiffsemissionen um 15 Prozent zu senken, ist für einen ersten Schritt schon viel gewonnen.

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