RePack: „Wir müssen beim Versand im E-Commerce Müll vermeiden“
Wie schafft man eine Kreislaufwirtschaft im Verpackungssegment? Genau: Durch ein Mehrwegsystem. Das testet nun OTTO
Hallo Ben, sag mal was ist eine wiederverwendbare Versandtasche?
Eigentlich ist es eine Art Tasche, die man immer und immer wieder nutzen kann. Wir setzen da auf RePack, Das ist ein Mehrwegsystem für Versandverpackungen, denn die Verpackung kommt zum Versender zurück - ob leer oder mit Retoure – und kann dann erneut benutzt werden. Durch die Möglichkeit der Wiederverwendung können perspektivisch Ressourcen gespart werden, die nötig wären für die Produktion von herkömmlichen Versandtaschen.
Und wie kamt ihr auf die Idee mit RePack einen Test zu starten?
Es ist ein gefördertes Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und wir beteiligen uns mit Tchibo und dem Avocadostore an dem Pilottest. Wir wollen nachhaltig unser Verhalten ändern und beim Versand im E-Commerce so Müll vermeiden. Wir achten bei OTTO seit vielen Jahren auf gute Arbeitsbedingungen, haben ein eigenes Label für nachhaltig produzierte Ware und da können wir nicht bei der Verpackung aufhören.
RePack verfügt bereits in einem kleinen Maßstab über ein funktionierendes Kreislaufsystem und somit testen wir bei OTTO sowohl den Einsatz dieser Lösung in den bestehenden Prozessen als auch die Nutzungsakzeptanz bei den Konsument*innen. In dem gemeinsamen Forschungsvorhaben können wir die Chance, die so ein Mehrwegversandsystem bieten kann, gut überprüfen. Deshalb starten wir nun einen Pilottest.
Welche Herausforderungen siehst du für den Test?
Zum Beispiel die Rückholung der RePack-Taschen wird neu für uns sein. Bisher werden die Verpackungen, die uns mit den Retouren erreichen, stets recycled. Eine Aufbereitung der Verpackungen für die Wiederverwendung hingegen ist deutlich aufwändiger und muss prozessual und organisatorisch untersucht werden. Des Weiteren wissen wir nicht, wie die Kund*innen auf eine Mehrwegversandverpackung reagieren und ob der Lösungsansatz für sie nachvollziehbar ist. Daher verbinden wir den Test mit einer Umfrage.
Ist der logistische Aufwand dahinter nicht immens?
Klar, der Mehraufwand ist sowohl für uns als auch für Hermes nicht von der Hand zu weisen – vor allem dann, wenn so ein Mehrwegsystem im großen Stil etabliert werden sollte. Es werden zusätzliche Fahrzeugkapazitäten und Strukturen benötigt, PaketShops und Hermes-Zusteller*innen müssen Bescheid wissen und auch in den Logistik- und Versandzentren entsteht zusätzliche Arbeit durch die Wiederaufbereitung. Im jetzigen Pilottest fällt das noch nicht so ins Gewicht, das sind aber Punkte, die es zu durchdenken gilt. Die Grundidee dahinter finden wir dennoch interessant, deshalb der Test.
Was bedeutet das für mich als Kund*in jetzt?
Abgeben kannst du die Tüte einfach bei deinem*deiner Hermes-Zusteller*in oder in einem der rund 16.000 Hermes PaketShops – egal ob die Tüte leer ist oder eine Retoure enthält. Das Verschlussetikett mit dem Rücksendeaufkleber verschließt die Tüte sicher. Die Mehrwegversandverpackung wird dann in unseren Retourenbetrieben gesammelt, aufbereitet, grundlegend desinfiziert und für die Wiederverwendung in der Auslieferung zur Verfügung gestellt.
Wie wollt ihr die Kund*innen denn animieren die Tüte zurückzubringen und nicht einfach wegzuwerfen?
Jetzt im ersten Test setzen wir auf den guten Willen und die Kooperationsbereitschaft unserer Kund*innen. Eine Dauerlösung kann das aber nicht sein. Langfristig müsste hier über ein einheitliches Pfand- und Rückführungssystem nachgedacht werden. Das aber kann nur als Branchenlösung funktionieren. Ich halte so ein System nicht für ausgeschlossen, Mehrweg- oder auch Plastikflaschen werden ja deutschlandweit heute auch oft mit Pfand ausgegeben – und die Kund*innen haben das akzeptiert. Wieso sollte das bei Versandverpackungen nicht auch funktionieren? Ich glaube, dass es mehr und mehr Menschen gibt, die aktiv einen Teil dazu beitragen möchten, Müll zu vermeiden. Ein Mehrwegsystem könnte im Onlinehandel genau das schaffen, wenn es denn gut durchdacht ist.
Aus was ist der RePack hergestellt?
Die Tasche besteht aus 100% recyceltem Polypropylen. Die Mehrwegverpackung wird nach jeder Nutzung aufbereitet, desinfiziert und gereinigt und ist dann für die nächste Bestellung bereit.
Wie sieht der Lebenszyklus eines RePack aus?
Bis zu 20 Mal kann die Tüte wiederverwendet werden. So wird im Vergleich zu herkömmlichen Versandverpackungen bis zu 80 Prozent CO2 und 96 Prozent Müllvolumen eingespart.
Wie können wir den Kund*innen versichern, dass ihre Inhalte bruchsicher versendet werden?
Wir verwenden die RePack-Tüte als Ersatz für unsere Versandtüten aus Plastik. Und in diesen Tüten werden nur Artikel verschickt, die sich für den Versand in einer solchen Tüte eignen, also vor allem Textilien oder auch unempfindliche Ware wie z.B. Staubsaugerbeutel. Vorerst gibt es den RePack in drei verschiedenen Größen, damit die unterschiedlichste Ware versendet werden kann. Außerdem ist jeder RePack größenverstellbar. So vermeiden wir unnötige Hohl- und Leerräume - und versenden keine Luft.
Welche Herausforderungen seht ihr für die Zukunft auf euch zukommen?
Vor allem ist es uns wichtig, Lehren aus dem Pilottest zu ziehen und zu schauen, wie die Kund*innen solch einen neuen Prozess akzeptieren. Dazu wäre natürlich eine Branchenlösung wünschenswert, damit es, wie oben schon gesagt, auch ein einheitliches Pfand- und Rückführungssystem geben kann. Wir freuen uns aber natürlich, erst einmal ausgiebig zu testen, wie die RePack-Tüten ankommen und dann sehen wir weiter.
Kreislaufwirtschaft schaffen
OTTO lässt sich dabei von vier ökologischen Prinzipien leiten (RePack zahlt auf Reuse ein):
Reduce – Materialeinsatz reduzieren und vermeiden
Recycle – Stoffkreisläufe schließen und Wertstoffe zurückführen
Reuse – Verpackungen wiederverwenden
Replace – Nachhaltigere Materialien verwenden