Aufgemöbelt: So nachhaltig muss Holz sein
Ein Interview mit Jan Filler, Bereichsleiter Category Möbel, zum Thema FSC-Siegel und Nachhaltigkeit
Hallo Jan, die verheerenden Waldbrände im brasilianischen Amazonasgebiet und in Australien haben die Welt aufhorchen lassen. Glaubst du, dass das Bewusstsein der Menschen für FSC-zertifizierte Möbel dadurch steigt?
JAN FILLER: Wir nehmen wahr, dass Kund*innen sich immer stärker mit nachhaltigem Konsum auseinandersetzen und dabei ist der Wald ein wichtiges Thema. Daher bieten wir unseren Kund*innen Produkte an, mit deren Kauf sie einen kleinen, persönlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten können.
Wir gehen davon aus, dass der Aspekt „Nachhaltigkeit“ für die Kund*innen beim Kauf wichtig ist, aber mal Hand aufs Herz: Ist letztendlich nicht doch der Preis ausschlaggebender?
Nachhaltigkeit allein führt nicht zum Kauf. Es ist die Kombination aus Preis, Design, Verfügbarkeit und Lieferzeit, die eine Rolle spielt. Dabei ist Nachhaltigkeit nur ein Aspekt und zwar besonders dann, wenn es um vergleichbare Produkte geht. Was beispielsweise bei Sofas öfter der Fall ist und dann entscheiden sich die Kund*innen doch eher für das nachhaltigere Produkt.
Kosten die FSC-zertifizierten Produkte mehr?
Die zusätzlichen Kosten für die FSC-Zertifizierungen geben wir aktuell nicht an unsere Kund*innen weiter, im Gegenteil: Unser Anspruch ist vielmehr, die Produkte attraktiver zu machen. Wir sehen uns aufgrund unserer Größe und Bedeutung am Markt in der Position, auch eine gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.
Gibt es Zahlen, wie viel der bei OTTO verkauften Möbel FSC-zertifiziert sind?
Wir haben rund 110.000 Artikel in unserem Möbelsortiment – mehr als die Hälfte davon, etwa 60 Prozent, trägt bereits das FSC-Siegel. Bis 2025 haben wir uns zum Ziel gesetzt, alle Eigenprodukte nur noch FSC-zertifiziert anzubieten.
Wie sieht es mit den Produkten aus, die nicht zu OTTOs Eigenmarken gehören? Müssen die auch das FSC-Zertifikat vorweisen können?
Wir haben auch hier schon viele Möbel mit FSC-Siegel im Angebot, aber es ist keine Pflicht für unsere Partner, sondern wir werben dafür, und führen diverse Kommunikationsmaßnahmen und Promotion-Aktionen nur mit Artikeln durch, die zertifiziert sind. Wir setzen also auf ein Anreizsystem, sich daran zu beteiligen, losgelöst von der Haltung, dass es eine Selbstverständlichkeit sein sollte, nachhaltige Forstwirtschaft zu betreiben.
Also eher Bonbons verteilen, als Druck auszuüben?
Wir üben niemals Druck aus, aber natürlich können wir es uns nicht leisten, auf bestimmte Marken zu verzichten, weil wir dann nicht den gesellschaftlichen Impact hätten, den wir in Zukunft noch mehr haben wollen. Wir glauben, dass wir über diesen Hebel einfach mehr Wirksamkeit erzielen können.
Greta Thunberg hat in Sachen Klimaschutz so einiges ins Rollen gebracht. Welche Aspekte werden in Sachen Nachhaltigkeit zukünftig besonders wichtig sein?
FSC bedeutet Klimaschutz und knüpft direkt an die Forderungen von „Fridays for Future“ an. Wir sind in einer Zeit angekommen, in der Ausreden nicht mehr gelten, sondern es geht ums Handeln. Unter dem Strich ist es unser Ziel, Nachhaltigkeit zu einer Selbstverständlichkeit zu machen. Damit schlagen wir zwar die etwas steinigeren Wege ein, die auch nicht immer die einfachsten sind. Wir glauben aber, dass es aber die richtigen sind. Es sind weder die schnellsten, noch die kostengünstigsten, aber es sind die, die uns letztendlich am weitesten nach vorne bringen.