„Toleranz und Vielfalt sollten in jedem Land der Welt gelten"
Mit Hannes Rasmus Fehr reden wir über LGBTIQ*-Communities in anderen Ländern und Regenbogentorten
Hannes, du gehörst zum Gründungsteam, das MORE* im Sommer 2019 ins Leben gerufen hat. Was hat sich bewogen mitzumachen?
Ehrlich gesagt habe ich mir zuerst die Frage gestellt: Brauchen wir hier sowas überhaupt? Persönlich habe in meinem Bereich nie etwas Negatives erlebt. Nach etwas Reflexion und Austausch im Freundeskreis bin ich schnell zum Schluss gekommen, dass es natürlich nicht für alle so ist: weder in der Otto Group noch anderswo am Arbeitsplatz. Mir ist es wichtig, Diversität sichtbar zu machen und dafür zu sorgen, dass wir überall noch vielfältiger werden. Und dabei beziehe ich mich nicht nur auf die sexuelle Orientierung, sondern auf alle Dimensionen der Diversität.
Was tust Du, um MORE* zu unterstützen? Was ist deine Aufgabe?
Zusammen mit meinem lieben Kollegen Kim kümmere ich mich als Projektleiter um die Koordination unseres MORE* Kernteams, speziell um die Durchführung unserer zweiwöchentlichen Routinen. Zusätzlich bin ich Teil unseres Subteams „Hilfe für Mitarbeitende", da es mir wichtig ist, als Anlaufstelle für Kolleg*innen da zu sein.
Wie hast Du das erste Jahr im Netzwerk wahrgenommen? Welche Highlights sind Dir in Erinnerung geblieben?
Von Anfang an fühlte sich MORE* nach etwas Besonderem an. Eine tolle, diverse Gruppe mit einem unglaublichen Tatendrang. Es war beeindruckend, was wir speziell im ersten Halbjahr, vor Corona, auf die Beine gestellt haben: die Verteilaktion der Regenbogen-Schlüsselbänder an unsere Kolleg*innen, die zeitgleiche Eröffnung unseres Rainbow Walks, der rege Zulauf in unserem Teams-Channel, unsere Gründungsfeier samt großer Regenbogentorte, da ist echt viel passiert. Noch heute sehe ich so viele Regenbogen-Bändchen an den Firmenausweisen und MORE*-Logos auf Laptops, selbst in Barcelona. Einfach toll, wie wir innerhalb eines Jahres die LGBTIQ*-Sichtbarkeit bei OTTO gesteigert haben!
Wie nimmst Du persönlich die Situation von LGBTIQ* hier bei OTTO wahr?
Ich persönlich fühle mich sehr wohl - einschließlich meiner Sexualität. Ich wünsche mir allerdings, dass dieselbe Offenheit und Selbstverständlichkeit, die ich hier erlebe, auch international gewährleistet werden kann. Es darf nicht sein, dass Kolleg*innen auf Geschäftsreisen aus Sicherheitsgründen die Notwendigkeit sehen, MORE*-Sticker oder ähnliches von ihren Laptops zu entfernen. Toleranz und Vielfalt sollten in jedem Land der Welt gelten. Auch hier in Hamburg wünsche ich mir mehr Diversität in allen Dimensionen. Meinen Arbeitsalltag würde das auf jeden Fall bereichern!
Es darf nicht sein, dass Kolleg*innen auf Geschäftsreisen aus Sicherheitsgründen die Notwendigkeit sehen, MORE*-Sticker oder ähnliches von ihren Laptops zu entfernen
Spielt deine sexuelle Identität für dich am Arbeitsplatz überhaupt noch eine Rolle?
Ich habe gelernt mit dem Thema sehr offen umzugehen. Beispielsweise erwähne ich beim Kennenlernen neuer Personen meist kurz meinen Mann, um die Reaktion gleich bewerten zu können. So habe ich es vor knapp fünf Jahren auch bei meiner Bewerbung bei OTTO gemacht: Ich wollte von Anfang an sicher sein, dass ich hier ich selbst sein kann – inklusive meiner sexuellen Identität.
Was muss sich deiner Meinung nach in der Gesellschaft verändern, damit Ablehnung und Intoleranz von LGBTIQ* abnehmen?
Wir müssen als Gesellschaft weiter für die Gleichberechtigung aller kämpfen. Es darf nicht sein, dass Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, ihres Geschlechts, ihrer Herkunft oder was auch immer diskriminiert werden. Leider sind wir noch nicht am Ziel. Ich bin aber optimistisch, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden!