Zur Pride Week: Katy Roewer über Diversity & Inclusion bei OTTO
Warum Vielfalt und Teilhabe seit zehn Jahren zur Unternehmenskultur gehören
Katy, OTTO engagiert sich seit zehn Jahren aktiv für Diversity & Inclusion (D&I). Warum gehört Vielfalt zum Unternehmen?
OTTO war und ist ein Familienunternehmen. Damit geht eine starke Werteverbundenheit einher, die auch vom Management seit jeher in die Organisation getragen und weitergeführt wird. Verantwortung zu übernehmen, liegt in unserer DNA – Verantwortung für die Umwelt, aber eben auch soziale Verantwortung. OTTO hat schon immer den Menschen in den Fokus seines Handelns gesetzt. Eine aktive und gleichberechtigte Teilhabe, Fairness und Respekt voreinander sind deshalb fest in unserem Wertesystem verwurzelt. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir unser Engagement für Diversität seit nun zehn Jahren in unserem Unternehmen verankert haben und unser Engagement hier kontinuierlich weiter ausbauen.
Was bedeuten Vielfalt und Chancengleichheit für dich?
Dass alle ihren Lebensweg verfolgen können, ohne benachteiligt oder in den eigenen Möglichkeiten beschränkt zu werden. Ich selbst bin in der DDR aufgewachsen. Einem politischen System, in dem es normal war, Menschen viele ihrer Freiheiten abzusprechen. Gleichzeitig hatte ich auch danach öfter mit Vorbehalten aufgrund meiner Herkunft zu tun. Da draußen gibt es noch immer viele Leute, denen es tagtäglich so und vielfach natürlich deutlich schlimmer ergeht. Die beispielsweise aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung Diskriminierung oder Ungleichheit erfahren. Ich sehe uns in der Verantwortung, Mitarbeitende zu befähigen, ihren persönlichen Lebensweg zu gehen und diesen gleichberechtigt und ohne Einschränkungen mit dem Beruf in Einklang zu bringen.
Welche Dimensionen umfasst Vielfalt bei OTTO?
Wir fokussieren uns derzeit auf mehrere Kerndimensionen. Geschlecht und geschlechtliche Identität ist stark verwoben mit der Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Diese Dimension liegt mir persönlich besonders am Herzen, da ich selbst als Vorständin in Teilzeit arbeite. Im Juni 2023 haben wir ein Pilotprojekt gestartet, in dem wir alle Führungspositionen auch in 80 Prozent Teilzeit ausschreiben. Auch die Erhöhung der Frauenquote insgesamt ist uns ein großes Anliegen. Körperliche und geistige Fähigkeiten betrifft insbesondere die Inklusion schwerbehinderter Menschen, beispielsweise durch Erhöhung der gesetzlichen Schwerbehindertenquote, aber auch die Dimensionen der Neurodiversität und der digitalen Barrierefreiheit.
Eine weitere Fokusdimension ist die der ethnischen Herkunft und Nationalität. Hier geht es beispielsweise darum, internationale Talente zu gewinnen und zu halten, indem wir eine offene Unternehmenskultur schaffen, Mehrsprachigkeit etablieren und interkulturelle Kommunikation fördern.
Jenseits dessen betrachten wir aber auch Aspekte wie sexuelle Orientierung, Religion und Weltanschauung, Altersdiversität sowie soziale Herkunft.
Was sind für dich die größten Meilensteine auf der bisherigen D&I-Reise von OTTO?
2014 haben wir mit unserer Panel-Diskussion „Vielfalt bei OTTO“ den Grundstein für unsere D&I-Aktivitäten gelegt, wo wir das Thema erstmals flächendeckend in die Organisation getragen haben. Wir haben sehr früh bereits die Relevanz der Väter erkannt, wenn es darum geht, Familien unterschiedliche Lebenswege und -modelle zu ermöglichen. Deshalb haben wir im gleichen Jahr unsere Kooperation mit Conpadres gestartet. 2016 haben wir mit Plan F unser erstes internes Netzwerk gegründet, das sich mit Themen wie finanzielle Unabhängigkeit für Frauen, Frauen in der IT oder der Rückkehr aus der Elternzeit auseinandersetzt. Zahlreiche Netzwerke, z. B. gegen Rassismus, für LGBTQIA+-Sichtbarkeit und Altersdiversität sollten folgen. Diese haben wir 2019 gemeinsam mit der Otto Group im Board of Diversity Networks (BODN) zusammengefasst, um einen idealen Austausch sowie gemeinsame Vorhaben zu ermöglichen.
Im selben Jahr sind wir als erstes Hamburger Unternehmen Vereinsmitglied bei der Charta der Vielfalt geworden, die wir bereits 2012 unterschrieben hatten. Wichtige Meilensteine waren darüber hinaus auch der Transidentity Guide und unser D&I-Report, um unsere Aktivitäten noch sichtbarer und transparenter zu machen.
Wie blickst du auf aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklungen? Wird es nicht immer riskanter, sich als Unternehmen im gesellschaftlichen Diskurs zu positionieren?
Die Zeiten, in denen wir leben, zeigen sehr deutlich, warum es sich jeden Tag lohnt, für die Rechte und Gleichstellung jedes einzelnen Menschen einzutreten. Die globalpolitischen Entwicklungen der vergangenen Jahre haben nicht nur offengelegt, dass wir als Gesellschaft wahre Chancengleichheit noch immer nicht erreicht haben, sondern auch, dass die Fortschritte in diesem Bereich keine Selbstverständlichkeit sind. Stattdessen müssen wir das Erreichte kontinuierlich schützen und verteidigen. Und das bedeutet Haltung zeigen. Unpolitisch zu werden, ist die falsche Richtung. Wir werden uns weiter engagieren und hoffen, dass möglichst viele Unternehmen das ebenfalls tun.
Vielen Dank, Katy.