Hacker School: Deshalb fördern Unternehmen eigenen IT-Nachwuchs
Leises Gemurmel rollt durch den großen Raum, der aussieht wie ein hippes Loft in der Innenstadt, aber im Kern doch ein Büro sein soll. Co-Working-Space heißt das heute. Verschiedene, luftig angeordnete Sitz- und Arbeitsbereiche verteilen sich über die offen gestaltete Fläche. Und über allem: liegt ein dichtes Klackern, es klingt wie ein Eimer LEGO-Steine, den man langsam ausleert.
Der 14-jährige Lukas sitzt neben den bunten Schaukeln und der bequemen Sofaecke vor einem der Tische, eine Fernbedienung in der Hand. Seine Freunde schauen ihm gespannt über die Schulter: Ein Roboter aus LEGO-Steinen läuft, allein, Schritt für Schritt, mit seinen bunten, überdimensionierten Plastikfüßen über die Tischplatte. Auch in einem der gläsernen Meetingräume sitzen Gruppen junger Tüftler, vertieft in das Projekt, das vor ihnen liegt. Konzentriert starren sie in die Bildschirme oder lauschen gespannt einem der Erwachsenen in den grauen T-Shirts, die Codes an ein Whiteboard schreiben oder einen alten PC auseinanderbauen.
Die Erwachsenen zwischen all den jungen Techies hier im „Collabor8“, dem Co-Working-Space der Otto Group, kommen zwar von einer Schule, sind aber keine Lehrer. Denn heute ist die Hacker School zu Gast – eine ehrenamtliche Initiative, die Schülerinnen und Schülern im Alter von zehn bis 17 Jahren schon früh für die Programmierwelt begeistern möchte – indem man sie einfach mit der Leidenschaft erfahrener IT-Profis ansteckt.
Die Hacker School bietet in in vier deutschen Städten regelmäßig Tech-Kurse für Kinder und Jugendliche an, in denen sie direkt von Techies aus der Praxis lernen und sich von ihrer Begeisterung für die Digitalisierung anstecken lassen.
Hacker School erstmals auf dem OTTO-Campus
Ende Juni finden sich über 70 Schülerinnen und Schüler im Co-Working-Space des Hamburger OTTO-Campus ein, um an den verschiedenen Hackersessions teilzunehmen – von einer simplen Tic-Tac-Toe-Applikation mit JavaScript bis zur Reise ins Innenleben eines PCs. Auch 14 sogenannte Inspirer sind da, davon sechs Tech-Mitarbeiter von OTTO. Sie leiten ehrenamtlich die Sessions.
Junge Tech-Talente sind in der digitalen Wirtschaft gefragt – aber auch immer schwieriger zu finden. "Informatik wird in der Schule immer noch nicht ausreichend thematisiert, wodurch IT-interessierte Kinder und Jugendliche zu wenig Gelegenheiten bekommen, ihr Wissen auf diesem Gebiet zu erweitern", erzählt Benjamin Heberling, einer der Organisatoren hinter der Hacker School. Die Initiative will dem Trend entgegenwirken und eine Wissenslücke schließen, die früher der Informatikunterricht füllte.
Dabei ließ doch erst letztes Jahr Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Cebit-Eröffnung verlauten, dass Schüler neben Lesen, Schreiben und Rechnen auch das Programmieren als Grundfähigkeit erlernen sollen. Die Schweiz ist in diesem Punkt schon etwas weiter: Spätestens zum Schuljahr 2022/2023 wird Informatik an allen Gymnasien als Pflichtfach eingeführt. Dabei stehen Grundlagen und Konzepte der Informations- und Kommunikationstechnologien auf dem Lehrplan, berichtet die EDK.
Frauke Wengerowksi aus dem OTTO-Personalmarketing, die bei der Organisation des Besuchs der Hacker School auf dem Unternehmenscampus unterstützt hat, erklärt: „Die Fähigkeit zu programmieren und zu entwickeln, ist bei Tech-Unternehmen wie OTTO besonders gefragt, da wir IT-Fachkräfte dringend brauchen.“ Durch die Hacker School bekommen Tech-interessierte Kinder, wie Lukas, die Chance, sich grundlegend auf technische Berufsausbildungen oder Studiengänge nach ihrem Schulabschluss vorzubereiten und später in einem Beruf zu arbeiten, der ihnen wirklich Freude bereitet.