Genderneutrale WCs auf dem Otto-Campus eröffnet
Aus zwei macht drei: Ab sofort bietet OTTO auf dem Hamburger Firmencampus genderneutrale Toilettenanlagen an – zusätzlich zu den bestehenden Damen- und Herren-WCs
Ingo, die Idee, Unisex-Toiletten auf dem Otto-Campus einzurichten, ist auf Initiative von Mitarbeitenden entstanden. Wie kam es dazu?
INGO BERTRAM: Speziell für Transmenschen und Intersexuelle, sprich: Menschen, die sich keinem Geschlecht eindeutig zugehörig fühlen, ihr Geschlecht geändert haben oder dies gerade ändern, wird selbst etwas vermeintlich Profanes wie ein Toilettengang schnell zum Spießrutenlauf, oder gar zum unfreiwilligen Outing. Mit einem zusätzlichen "WC für Alle" ist das einfach zu lösen. Gesa Heinrichs, ebenfalls bei MORE* aktiv, hat das Projekt vorangetrieben.
Gibt es denn so viele Menschen bei OTTO, die das betrifft?
Ingo: Darum geht es nicht. Wir möchten eine diskriminierungsfreie Umgebung für alle Menschen schaffen, die sich bei uns aufhalten. Egal welche sexuelle Identität sie haben, egal ob sie Mitarbeitende oder Gäste sind. Das Vorhalten von Unisex-WCs ist weiterer einfacher, aber wirkungsvoller Schritt in ebendiese Richtung.
Philipp, Du hast den Bau der Anlagen auf dem Otto-Campus fachlich koordiniert. Habt ihr eigens neue WCs gebaut?
PHILIPP POPPE: Wir haben uns dafür entschieden, dass die genderneutralen WCs innerhalb der Gebäude möglichst zentral, gut erreichbar und sichtbar angeordnet sein sollen. Im Rahmen aktueller Sanierungsprojekte wurden dafür kurzerhand bereits umgebaute WCs umgewidmet. Genderneutrale Anlagen sind ab sofort in den drei größten Bürogebäuden auf unserem Campus in Hamburg in Betrieb.
Das heißt, die klassische Damen- und Herren-WCs haben ausgedient?
Philipp: Nein. Die gibt es bei uns weiterhin und das hat auch rechtliche Hintergründe. Der Gesetzgeber verpflichtet uns dazu geschlechtsspezifische Toiletten vorzuhalten. Wir erweitern das Angebot schlichtweg um eine dritte Option, nämlich um WC-Anlagen, die allen offen stehen. Egal ob Frau, Mann, Transperson oder einfach: Mensch.
Ingo: Interessanterweise, und das wird in der manchmal hitzigen Diskussion um genderneutrale WCs oft vergessen, sind Unisextoiletten andernorts sehr lange schon ganz normal – man denke nur ans Flugzeug oder den Zug. Auch viele Universitäten und Gaststätten haben in den letzten Jahren universelle Sanitäranlagen eingerichtet. Insofern sind unsere Bemühungen nur konsequent.
Was gab es beim Umbau zu beachten?
Philipp: Neben der Entwicklung eines verständlichen und attraktiven Logos galt es bei der Planung darauf zu achten, dass nicht nur jede Toilette, sondern auch jedes Urinal durch eine eigene Kabine abgetrennt ist. So schützen wir die Privatsphäre aller Nutzer*innen bestmöglich.
Interessanterweise, und das wird in der manchmal hitzigen Diskussion um genderneutrale WCs oft vergessen, sind Unisextoiletten andernorts sehr lange schon ganz normal
Werden weitere Unisex-Toiletten folgen, zum Beispiel in der neuen OTTO-Zentrale, die gerade entsteht?
Philipp: Ja, und zwar direkt im repräsentativen Erdgeschoss unserer neuen Firmenzentrale. Für weitere Gebäudeentwicklungen werden genderneutrale WCs selbstverständlicher Bestandteil unseres Flächenprogramms sein. Noch sind Unisex-Toiletten in den meisten Firmen hierzulande eher Mangelware, das dürfte sich in den kommenden Jahren aber weiter wandeln, gerade bei Neubauprojekten. Ich denke, dass genderneutrale Anlagen in Ergänzung zu Damen- und Herren-WCs eines Tages Standard sein werden.