„Diversität braucht Mut zur Meinungsvielfalt“
Ein Gastkommentar von Tijen Onaran
Reibung erzeugt Hitze – und die besten Ergebnisse
Meinungsvielfalt zuzulassen und auszuhalten, ist nicht einfach. Natürlich mag es auf den ersten Blick einfacher erscheinen, Menschen in seinem Umfeld zu haben, die einem permanent auf die Schulter klopfen – oder mit jeder Meinung d’accord sind. Doch nur da, wo Reibung ist, entsteht Hitze – und nur wo es echten Austausch gibt, entstehen auch die besten Ergebnisse. Als ich im letzten Jahr Teil einer internationalen Delegationsreise sein durfte und mit 47 Unternehmerinnen aus 47 Ländern drei Wochen durch die USA reiste, gab es oft diese Momente, in denen ich dachte: „Diversität kann auch richtig anstrengend sein.“ Wenn 47 Mentalitäten mit unterschiedlichen gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Auffassungen aufeinandertreffen, endet Konsens auch mal im Chaos. Aber das Chaos lohnt sich – denn nur dadurch entstehen auch Ideen, auf die man sonst so nie gekommen wäre. Und so war es auch auf dieser Reise: Während wir über Projektideen und unterschiedliche Ländererfahrungen diskutierten, kamen wir auf neue Aspekte und stellten fest, dass gerade die Unterschiedlichkeit uns alle vereinte und als Team erfolgreicher machte. Dass diverse Teams erfolgreicher sind, belegen auch viele Studien, wie beispielsweise eine von McKinsey durchgeführte Erhebung, deren Ergebnisse zeigen, dass Diversität in unterschiedlichsten Facetten zum Erfolg führt: ob interkulturell oder geschlechterübergreifend. Die Unternehmen, die divers aufgestellt sind, erzeugen auch wirtschaftlich bessere Ergebnisse.
Nur da, wo es echten Austausch und Reibung gibt, entstehen die besten Ergebnisse.
Kritik ist der Motor des eigenen Erfolgs
Oft wird Diversität deshalb gescheut, weil es auf den ersten Blick einfacher scheint, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die eine ähnliche Auffassung haben wie man selbst. Je diverser Teams sind, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht nur unterschiedliche Auffassungen gibt, sondern auch Kritiker der eigenen Meinung. Doch insbesondere Kritik ist der Motor des eigenen Erfolgs. Nur wenn ich auch mal gezwungen bin, meine eigenes Handeln und meine Ansichten zu hinterfragen, komme ich auch dazu, neue Ideen zu entwickeln. Am Ende ist es dann auch unerheblich, ob die Kritik berechtigt war oder nicht – jedes Hinterfragen erweitert den eigenen Horizont und macht einen stärker.
Diversität heißt vor allem, die eigene Komfortzone zu verlassen, Meinungsvielfalt zuzulassen und genau dann zuzuhören, wenn es unbequem wird. Nur so entsteht Innovation!