Den Stress im Griff haben: Der Weg zu mehr Resilienz
Über den Einklang von Gesundheit und Leistungsfähigkeit im Arbeitsalltag
Zwei Wochen Urlaub in Österreich, Slowenien und Kroatien. Ein echter Traum. Dabei an die Arbeit denken? Nee, eher nicht. Oder? Denn auch wenn ich die Teams-Benachrichtigungen ausgeschaltet habe und keinen Gedanken an die Arbeit verschwende, träume ich nachts doch ein, zwei Mal von OTTO. Aber warum? Und was bedeutet das? Ist das normal oder muss ich mir Gedanken machen? Das und vieles mehr habe ich meinen Kollegen Frederik Herzig gefragt, der Teil des OTTO-Gesundheitsmanagements ist. „Wenn es angenehme Träume sind, sehe ich da kein Problem“, sagt Frederik mit einem Lächeln auf den Lippen, während wir das Interview starten.
Frederik, was ist genau deine Aufgabe im Gesundheitsmanagement von OTTO?
FREDERIK HERZIG: Ich beschäftige mich seit rund fünf Jahren mit der Frage, wie die Arbeit bei OTTO mit der Gesundheit und Leistungsfähigkeit unserer Kolleg*innen in Verbindung steht. Dabei fokussiere ich mich im Wesentlichen auf zwei Faktoren: Die Arbeit am System, also wie die Arbeit gestaltet sein sollte, um den Menschen bestmögliche Rahmenbedingungen zu geben. Und natürlich die Arbeit im System, also die Frage, welche Kompetenzen für Menschen hilfreich sind, um in der Arbeitswelt bei OTTO langfristig wirksam zu sein.
Im Wesentlichen versteht man unter Resilienz die psychische Widerstandskraft. Damit gemeint ist die Art und Weise, wie wir mit herausfordernden Situationen umgehen.
Gesundheit und Leistungsfähigkeit – da wären wir schnell beim Thema Resilienz. Was genau versteht man unter dem Begriff?
Im Wesentlichen versteht man unter Resilienz die psychische Widerstandskraft. Aber nicht im Sinne einer harten Wand, an der alles abprallt. Resilienz meint eher die Art und Weise, wie wir mit herausfordernden Situationen umgehen. Gerade Ausnahmesituationen wie die Coronapandemie fordern unsere Resilienz heraus. Wenn wir diese Situationen aber gut durchstehen, können wir aus ihnen lernen. Besonders dann, wenn wir rückblickend untersuchen, was uns in diesen Situationen geholfen hat und was wir daraus in meinen Alltag übernehmen können.
Apropos Alltag: Benötige ich Resilienz nur in den oben angesprochenen Krisenzeiten oder auch generell in meinem Arbeitsalltag? Und welche Faktoren beeinflussen meine Resilienz?
Unser Alltag ist geprägt von Unsicherheiten und Situationen, die uns herausfordern. Gäbe es das nicht, wäre Resilienz auch nicht so wichtig. Nur so ist unsere Welt nicht. Daher hilft uns ein hohes Maß an Resilienz grundsätzlich im Leben – natürlich besonders bei größeren Krisen. Zu deiner Frage nach den Faktoren: Der Grundstein unserer Resilienz wird in der Kindheit gelegt. Die liegt in der Regel aber schon einige Jahre zurück und kann nicht mehr geändert werden. Was wir allerdings in der Hand haben, ist das Hier und Jetzt. Das gängige Modell von Resilienz beschreibt sieben Säulen, auf die wir auch heute noch einzahlen können:
1. Optimismus – welches Vertrauen haben wir in die Zukunft?
2. Akzeptanz – Anerkennen, was ist.
3. Lösungsorientierung – die Frage, wie ich das Beste aus der jetzigen Situation machen kann.
4. Verantwortung übernehmen – Opferrolle verlassen und prüfen, was wir wirklich in der Hand haben.
5. Gute Beziehungen – das Wissen, dass wir nie allein sind und immer Hilfe bekommen können.
6. Positive Zukunftsplanung – das Wissen, dass die Vergangenheit hinter und die Zukunft vor uns liegt.
7. Selbstreflexion – die Basis für unser Lernen.
Fundament für alles ist die Selbst-Reflexion und ein wertungsfreier Blick nach innen: Was schwirrt da eigentlich an Gedanken, Emotionen und Annahmen in mir herum?
Gerade in meinem früheren Job in der Veranstaltungsbranche waren es vor allem Stress und Anspannung, die ständig in mir herumgeschwirrt sind. Gibt es so etwas wie Warnsignale, wenn ich einer Stresssituation nicht mehr gewachsen bin?
Stress entsteht, wenn uns eine Situation herausfordert und wir sie (unterbewusst) als bedrohlich einstufen. Der Körper fokussiert sich in solchen Stresssituationen auf die Funktionen, die überlebenswichtig sind. Alles andere wie Hunger, Durst und Sexualität werden heruntergefahren. An sich kein Problem, denn es hilft dabei, uns zu konzentrieren. Problematisch wirds jedoch meistens, wenn der Stress chronisch, also zum Dauerzustand wird. Unser Körper reagiert dann, als würde er permanent bedroht werden – und das kann zermürben.
Wie kann ein solcher chronischer Stress bewältigt werden?
Der Schlüssel liegt darin, die eigenen Stressmuster besser zu verstehen. Also das Selbst-Bewusst-Sein zu verbessern. Hierzu kannst du dir drei Fragen stellen:
1. Woran merke ich, dass ich gestresst bin?
2. Wodurch bin ich in Stress geraten?
3. Wie habe ich selbst zu diesem Stress beigetragen?
Was in einer Stresssituation mit uns passiert, steuert unser Autopilot. Die Fragen können wir also besser rückblickend betrachten. Je besser wir aber unsere Haltungen, Muster und Reaktionen kennenlernen, desto besser können wir auch mit herausfordernden Situationen in der Zukunft umgehen.
Zum Abschluss die Frage: Was bietet mir OTTO als Arbeitgeber speziell an, um meine Resilienz zu stärken?
In erster Linie spannende Herausforderungen, an denen wir lernen und wachsen können! Daneben bieten wir den Kolleg*innen regelmäßig Gesundheitskurse, Meditation-Sessions und Veranstaltungen wie beispielsweise unsere internen Mindfulness Days an. Diese finden in diesem Jahr vom 13. - 15. September sowohl auf dem Hamburger Campus als auch virtuell statt und bieten den Mitarbeitenden ein buntes Programm, bei dem auch Resilienz ein impliziter Bestandteil ist.