Kaufberatung Drehmomentschlüssel
Präzisionswerkzeug für einfaches Verschrauben
Der halbjährliche Reifenwechsel ist bei dir echte Handarbeit. Auch am Fahrrad schraubst du gern selbst, wenn mal wieder eine Reparatur fällig ist. Mit deinem Drehmomentschlüssel sind solche Arbeiten buchstäblich im Handumdrehen erledigt. Denn das Werkzeug dreht die Radmuttern dank seiner guten Kraftübertragung besonders effektiv und macht dich mit einem deutlich hörbaren Geräusch darauf aufmerksam, wenn du den richtigen Anzugspunkt erreicht hast. So sitzen sämtliche Schrauben fest – die Fahrten mit Pkw und Rad können mit sicherem Gefühl starten. Was einen Drehmomentschlüssel auszeichnet und welches Modell sich für deinen Bedarf eignet, liest du im folgenden Ratgeber:
Inhaltsverzeichnis
> Schrauben mit richtig dosierter Kraft problemlos anziehen
> Verschiedene Schlüsseltypen im Vergleich
> Was du beim Kauf von Drehmomentschlüsseln wissen solltest
> Finde das richtige Gerät für deine Handwerksarbeiten
> Fazit: Drehmomentschlüssel für präzise Schraubarbeiten
Schrauben mit richtig dosierter Kraft problemlos anziehen
Die Zeiten lockerer Schrauben gehören mit einem Drehmomentschlüssel der Vergangenheit an, denn mit diesem Werkzeug lassen sich Schrauben mit präzise dosierter Kraft anziehen – unabhängig von der Größe der Schrauben beziehungsweise der Muttern. Zu diesem Zweck sind Kopf und Griff des handgeführten Werkzeugs, das umgangssprachlich auch als Nussknacker, Kilo- oder Kraftschlüssel bezeichnet wird, über eine stabile Metallstange miteinander verbunden. Diese Verbindung, der sogenannte Hals, dient als Hebel, sodass sich Schrauben mit besonders hoher Kraftübertragung anziehen lassen. Zudem besitzen Drehmomentschlüssel eine Ratsche, mit der sich das maximale Drehmoment einstellen lässt.
Dank dieses Mechanismus, der sich insbesondere für Schrauben aus Leichtmetallen wie Aluminium und Magnesiumlegierungen eignet, verhindert dieses Werkzeug ein Überdehnen oder Überdrehen von Verschraubungen oder gar das Zerbrechen von Schraubgewinden. Zum Einsatz kommen Drehmomentschlüssel unter anderem beim Wechsel von Autoreifen, wo sie als Alternative zum Drehkreuz respektive Kreuzschlüssel dienen, aber auch bei vielen Arbeiten mit kleineren Verschraubungen.
Tipp: Je länger der Hebel des Drehmomentschlüssels oder je länger ein Schraubendreher ist, desto weniger Kraft brauchst du.
Verschiedene Schlüsseltypen im Vergleich
Im Wesentlichen lassen sich mechanische Drehmomentschlüssel in zwei Kategorien einteilen. Dabei geht es vor allem um die Art, wie das Werkzeug auf das Erreichen eines bestimmten Drehmoments reagiert beziehungsweise den Nutzer darüber „informiert“, dass der gewünschte Anzugspunkt erreicht ist.
Auslösende Drehmomentschlüssel
Die erste Variante sind Modelle, bei denen das anvisierte Drehmoment eine mechanische Reaktion auslöst. Für die genaue Messung nutzen diese Werkzeuge eine Skala, die meist am Griffstück angebracht ist, und manchmal zusätzlich ein Prüfgerät. Auslösende Drehmomentschlüssel lassen sich ebenfalls in zwei Varianten unterscheiden:
- Sogenannte Knick-Schlüssel knicken durch und brechen den Vorgang ab, sodass die Schrauben oder Muttern nicht weiter angezogen werden. Mit einem solchen Gerät ist die Handhabung besonders bequem, da ein Überdrehen der Schraube durch den mechanischen Schutzmechanismus automatisch verhindert wird.
- Der zweite Typ gibt ein deutlich wahrnehmbares Geräusch – ein Knacken oder Klicken – von sich, sobald der richtige Anzugspunkt erreicht ist. Deshalb wird diese Variante als Knack-Schlüssel bezeichnet. Bei diesem Typ ist der Anwender gefragt, weil er es selbst verantwortet, den Schraubvorgang nach dem Ertönen des Knackens abzubrechen.
Anzeigende Drehmomentschlüssel
Die zweite Gruppe unterstützen den Schraubvorgang mit einem optischen Signal. Anstatt eines Knackens oder Durchknickens nutzen diese Werkzeuge eine mechanische Skala, eine Messuhr oder eine elektronische Anzeige, um den Wert des Drehmoments anzugeben. Solche Geräte bestehen aus einem langen Hebelarm zwischen Kopf und Griff, der sich beim Schraubvorgang elastisch biegt, während ein zweiter, parallel dazu laufender kleinerer Stab (Torsionsstab) mit Indikator am Kopfende fixiert ist und starr bleibt. Die Skala am Griffende schlägt dann je nach Biegung des Hauptarms mehr oder weniger stark aus.
Was du beim Kauf von Drehmomentschlüsseln wissen solltest
Damit Drehmomentwerkzeuge einwandfrei arbeiten, haben sie einen Mechanismus, der unabhängig von verschiedenen Anwendungsformen funktioniert. So ist es zum Beispiel unerheblich, ob du das Gerät schnell oder langsam drehst. Darüber hinaus gibt es einige technische Details, in denen sich die einzelnen Modelle unterscheiden.
Drehmomentbereich
Die physikalische Größe Drehmoment, die mit der Einheit Newtonmeter (Nm) angegeben wird, beschreibt die Kraft, die mithilfe eines Hebels aufgewendet wird, um eine Schraube oder einen anderen drehbaren Körper um dessen eigene Achse rotieren zu lassen. Die Bandbreite, die Drehmomentschlüssel abdecken, ist dabei relativ groß, zumal sich die Werkzeuge für sehr unterschiedliche Einsatzzwecke von feinmotorischen Verschraubungen bis hin zum Reifenwechsel nutzen lassen.
Filigrane Modelle starten bei 4 Nm, das obere Limit liegt bei 350 Nm, wobei die einzelnen Geräte in der Regel jeweils nur einen Teilbereich abdecken, zum Beispiel 4 bis 80 Nm oder 50 bis 350 Nm. Manche Modelle punkten außerdem mit einer besonders niedrigen Toleranz von +/–3 %. Diese gibt an, wie weit der gemessene vom tatsächlichen Nm-Wert abweichen kann. Faustregel: je höher das Drehmoment, desto größer die potenzielle Abweichung.
Antrieb und Drehrichtung
Hier geht es nicht um eine Motorleistung oder dergleichen, sondern um den Knarrenkopf des Werkzeugs beziehungsweise die Größe des Zapfens, der den genutzten Steckschlüssel antreibt. Klassische Antriebsgrößen, wobei in der Regel von einer Vierkant-Aufnahme die Rede ist, sind 1/2 und 1/4 Zoll, einige Modelle haben 3/8 Zoll. Zudem gibt es Geräte, die eine Messung des Drehmoments in beide Richtungen erlauben sowie für Links- und Rechtsgewinde gleichermaßen geeignet sind, wodurch sich weitere Nutzungsmöglichkeiten ergeben.
Länge und Gewicht
Ein wesentliches Kriterium ist die Länge des Geräts, da die Stange zwischen Griff und Kopf als Hebel dient – und je länger der Hebel, desto größer die Kraftentfaltung. Gerade für dicke Schrauben, beispielsweise an Autoteilen, erleichtert ein großer Hebel die Arbeit. Die Bandbreite liegt hier zwischen 30 und 50 cm. Daneben spielt das Gewicht des Geräts eine Rolle, vor allem bei kleinteiligeren Verschraubungen, bei denen eher Feinmotorik als Kraft gefragt ist. Besonders kompakte Modelle wiegen weniger als 500 g, das obere Limit liegt bei knapp 2 kg.
Komfort und Zubehör
Im Grunde sind Drehmomentschlüssel einfach gebaut, allzu viele Details gibt es dabei nicht zu beachten. Für zusätzlichen Komfort sorgen nur wenige Dinge:
- Ein Griff mit Softgrip bietet einen besonders sicheren und zugleich angenehmen Halt, da die Polsterung die Hände auch bei hohen Drehmomenten schont und verhindert, dass du abrutschst.
- Modelle mit digitalem Display zeigen die Werte besonders gut lesbar an und können zudem häufig mithilfe eines elektronischen Warntons auf das Erreichen des gewünschten Drehmoments hinweisen.
- Bei hochwertigen Schlüsseln besteht die Möglichkeit, mehrere Drehmomente zu speichern und bei Bedarf abzurufen.
- Ein Plus vor allem bei Geräten, die du für feinere Arbeiten nutzen möchtest, ist ein umfangreiches Zubehör. So werden etliche Modelle mit Adaptern, etwa von 1/2 auf 1/4 Zoll, und mit bis zu zwölf Aufsätzen unterschiedlicher Größe geliefert. Mit im Paket sind häufig auch kleine Werkzeugkoffer, damit alle Teile zusammen verstaut werden können.
Finde das richtige Gerät für deine Handwerksarbeiten
Dank ihrer großen Bandbreite an Newtonmetern eignen sich Drehmomentschlüssel ebenso für präzise Arbeiten mit kleinteiligen Muttern und Schrauben wie für Drehmomente mit großer Kraft. Mit welchem Modell du gut beraten bist, hängt demnach in erster Linie vom verfügbaren Nm-Bereich, aber auch von der Hebellänge und dem Zubehör ab.
Für den Reifenwechsel beim Auto
Ein klassischer Anwendungsbereich von Drehmomentschlüsseln ist der halbjährliche Reifenwechsel am Auto, zumal die Hersteller für jedes Fahrzeugmodell bestimmte Drehmomente in der Bedienungsanleitung vorgeben. Der Bereich liegt für Pkw zwischen 90 und 180 Nm, oft sogar zwischen 100 und 150 Nm. Um diese relativ hohen Anzugsmomente zu erreichen, empfiehlt sich ein auslösendes Modell, das den geforderten Nm-Bereich abdeckt und mindestens 45 cm lang ist, damit du von einer guten Hebelwirkung profitierst. Sinnvoll ist außerdem die Möglichkeit, das Gerät mit einer bestimmten Einstellung zu fixieren, damit alle Radmuttern mit der identischen Kraft angezogen werden. Auslösende Schlüssel sind zwischen 30 und 90 € erhältlich.
Für die Montage von Zweirädern
Eine Nummer kleiner können Schraubwerkzeuge sein, die du für Fahrräder verwenden möchtest. Ratsam ist ein 30-cm-Modell mit Links- und Rechtslauf, mit dem du auch sensiblere Bauteile etwa aus Carbon sorgsam anbringen und entfernen kannst. Der Nm-Bereich liegt beim unmotorisierten Zweirad deutlich unter dem Anzugsmoment von Autoreifen, variiert aber zugleich stark von Bauteil zu Bauteil. Während für feinere Schrauben beispielsweise an Bremshebeln bereits wenige Nm ausreichen, werden Fahrradpedale oder Radnaben mit bis zu 50 Nm angezogen. Entsprechend eignen sich sowohl anzeigende als auch auslösende Modelle mit größerer Bandbreite im unteren Nm-Bereich besonders gut. Die Preise für solche Werkzeuge liegen zwischen 45 und 230 €.
Für feine Verschraubungen
Auch bei anderen Schraubarbeiten, insbesondere Montagetätigkeiten, leisten Drehmomentschlüssel wertvolle Dienste. Gut beraten bist du dabei mit einem Modell, das viele Aufsätze und Adapter mitbringt, um Muttern und Schrauben unterschiedlicher Größe anziehen zu können. Zudem lohnt sich ein Gerät mit Softgrip, wenn du längere Zeit arbeiten möchtest. Der Drehmomentbereich kann stark variieren, je nachdem, ob du vor allem mit kleineren Werkstücken oder mit stabileren Bauteilen arbeitest. Empfehlenswert ist deshalb ein anzeigender Schlüssel, der bereits eine relativ große Bandbreite abdeckt und einen mittellangen Hebel hat. Anzeigende Drehmomentschlüssel findest du zwischen 65 und 230 €.
Tipp: Wie bei anderen Werkzeugen aus Metall ist es ratsam, Drehmomentschlüssel trocken zu lagern und vor Staub und Schmutz zu schützen. Während sich rein mechanische Modelle gut mit einem leicht feuchten Tuch reinigen lassen, ist bei Geräten mit digitalem Display und elektrischen Elementen eine Trockenreinigung besser.
Fazit: Drehmomentschlüssel für präzise Schraubarbeiten
Ein Drehmomentschlüssel ist ein Werkzeug, mit dem sich das Anzugsmoment von Schrauben nicht nur genau dosieren, sondern zugleich messen lässt. Mit einem solchen Gerät kannst du unter anderem sicherstellen, dass sämtliche Schrauben mit dem gleichen Drehmoment angezogen werden – was beispielsweise bei Autoreifen von großer Bedeutung ist. Die Auswahl des Schlüssels richtet sich nach dem Einsatzbereich.
- Für einen fachmännischen Reifenwechsel greifst du zu einem Modell mit einem hohen Drehmomentbereich ab etwa 100 Nm, um den vom Fahrzeughersteller empfohlenen Anzugsmoment zu erreichen. Geräte ab 45 cm Länge bieten einen guten Hebel, der die Arbeit erleichtert. Solche auslösenden Schlüssel erhältst du zwischen 30 und 90 €.
- Um am Fahrrad zu schrauben, eignet sich ein Drehmomentschlüssel, der das Anzugsmoment beim Anziehen und Entfernen messen kann. Ratsam sind ein Drehmomentbereich zwischen 4 und 50 Nm sowie ein geringes Gewicht und eine Länge von etwa 30 cm. Kostenpunkt für Modelle dieser Kategorie: 45 bis 230 €.
- Bei vielfältigen Montagearbeiten kommen Modelle mit einer großen Bandbreite an Nm infrage, die ein umfangreiches Zubehör wie Adapter und Aufsätze für unterschiedliche Schrauben- und Muttergrößen besitzen. Von Vorteil ist ein Griff mit Polsterung. Solche anzeigenden Schlüssel gibt es zwischen 65 und 230 €.