Der falkenköpfige Sonnengott Ra trat schon im Alten Reich als Ra-Harachte auf, der morgendliche Aspekt der Gottheit. Als die kosmische Größe der ägyptischen Götterwelt schlechthin, war er in Kult und Mythos vielschichtig präsent. So steht die Vorstellung vom zyklischen Sonnenlauf, den der Gott in seiner Barke als Tages- und Nachtfahrt zu je zwölf Stunden vollzieht, synonym für die ewige Wiederholung der Schöpfung und aller regenerativen Kräfte. Der wichtigste Kultplatz lag seit dem Alten Reich in Helipolis, der Sonnenstadt, während die Herrscher der 5. Dynastie spezielle Bauten für den Ra-Kult, die sog. Sonnenheiligtümer, bei Abusir errichten ließen. Eindrucksvollstes Kultsymbol sind die Obelisken, deren vergoldete Spitzen als Sitz des Sonnengottes definiert waren. Das wohl berühmteste Heiligtum des Ra-Harachte wurde unter Ramses II. (19. Dynastie) in Abu Simbel erbaut.Die herausragende Gottesbeziehung jedes Herrschers ab der mittleren 4. Dynastie spiegelt sich in der Titulaturbezeichnung „Sohn des Ra“ nachhaltig wider.